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Expeditiontagebuch Spitzbergen

Trondheim, Sonntag 15.05.05

Die letzten Tage gab es Fjorde satt. Diese archaische Landschaft hat alle in ihren Bann gezogen, majestätische Berge senkrechte Felswände, die sich unter Wasser so weit erstrecken wie darüber. Trotz dem strahlenden Sonnenschein hier unten liegt oben immer mal wieder Neuschnee. Alle sind begeistert wie sich Tordas fast geräuschlos durch die manchmal sehr engen Spalten zwischen den Fjorden und Sunden zwängt. Der letzte Abschnitt wird nochmal ein kleiner Kraftakt, wir haben auf der Nordsee durch die nördlichen Winde viel Zeit verloren. Um rechtzeitig in Trondheim zu sein blieben für das schöne Alesund nur ein paar Stunden. Immerhin, wenn man immer den Schildern „Touristinformation“ folgt bekommt man doch eine umfangreiche Sightseeing Tour durch die Stadt. Wahrscheinlich ist das Büro im laufe der Zeit mehrfach umgezogen, aber die alten Schilder hat man stehengelassen oder vergessen. Zu guter letzt haben wir sie doch noch gefunden. Von Alesund fahren wir nonstopp nach Trondheim, der alten Hauptstadt Norwegens. Wir werden mit diesigem Wetter und leichtem Regen empfangen. Das passt zur Stimmung, die Zeit verging wie im Flug und morgen verabschiedet sich die alte Crew. Die Wehmut des Abschieds liegt über dem Schiff, schön war’s, trotz Vorsaison und widriger Winde ein einmaliges Erlebnis, mit Sturm, Flaute, Regen, Sonne, voll gemeinsamer Abenteuer. Noch ein Abendspaziergang durch die Wunderschöne Stadt, vorbei am alten Hafen mit seinen fantastischen Holzspeichern und zum Nidarosdom dem wohl bekanntesten Bauwerk Norwegens. Die Gedanken tief in den Zeiten der Wikinger versunken, sehe ich hie und da merkwürdig gekleidete Gestalten durch die nassen nebligen Strassen eilen. Tiefbeladene Langboote werden von bärtigen, rotblonden Hühnen zu den alten Speichern den Fluss hochgestakt. Ein betrunkener Nordmann wankt mir in der engen Gasse entgegen, eine Hand an der Wand abstützend die andere am Schwert. Jetzt steht er dicht vor mir und stiert mich an. Plötzlich werde ich von hinten zur Seite gerissen und knalle mit der Schulter an die Hauswand, ich greife zum Schwert und -…
Bordhund Sheila hat eine Katze entdeckt die sich in der warmen Stube auf der Fensterbank räkelt und reisst mich in die Gegenwart zurück. Gemeinsam laufen wir zum Schiff.
Die neue Crew wird mit Sicherheitseinweisung und Scotch Single Malt begrüsst. Der Einkauf bereitet Probleme, da wir Vergessen hatten das es Pfingsten ist und direkt danach, am Dienstag Nationalfeiertag in Norwegen. Fast alle Läden haben also bis Mittwoch geschlossen. Na ja, dann muss es halt mal ohne Milch gehen. Aber Sheila muss dringend noch zum Tierarzt. Innerhalb von sieben Tagen nach der Einreise muss sie nochmal untersucht werden – und die sind Morgen um. Es war gar nicht so einfach, an diesem superlangen Wochenende einen Dyrlege aufzutreiben, die ganze Stadt ist ausgeflogen. Aber mit Hilfe der hilfsbereiten Norweger und etwas Glück war bis Mittag alles erledigt. Jetzt weht uns ein frischer Westwind Richtung Rörvik, die nächste Etappe mit Ziel Lofoten hat begonnen.

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