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Expeditiontagebuch Spitzbergen

Florö – Bergen der 14.07.05

Am schönsten ist es durch die engen Passagen der kleinen Sunde zu fahren. Alles ist ganz nah und schöne Motive werden von unseren Bordfotografen (also, wir sind fünf Personen und es sind nicht nur Männer an Bord, doch der Einfachheit halber bleibe ich bei dem Masculinum, das aber auch mal weiblich sein kann) festgehalten. Man glaubt gar nicht was für ein Gedrängel es im Niedergang geben kann. Aber zurück zum schönen Sund. Die volle Konzentration des Navigators ist gefordert und jede passierte Tonne wird abgehakt. Abends lassen wir den Industriehafen Mongstadt an Backbord liegen und verschwinden wieder in einem dieser kleinen Sunde, dem Fonnesstraumen. Plötzlich sehen wir – geht die Sonne wieder auf? – eine helle Fackel am Horizont aufleuchten. Kommt sie vom gemeinen Öltroll, der in Mongstad wohnt und mit seinen Kumpels gerade beim Schein einer Öllampe ein Ölpfeifchen raucht? Ja, da bohrt der Mensch nach Öl wie ein Bekloppter und hat schon Sorge wegen der langsam schwindenden Ressource, und, warum geht uns das Öl aus? Aber bestimmt nicht, weil ab und zu ein Troll sich mal ne Öllampe anmacht.
Wachwechsel. Die Fackel der Raffinerie verschwindet achteraus und wir konzentrieren uns auf unsere noch nicht ganz nächtliche Nachtfahrt. Obwohl die Sonne bereits für längere Zeit hinterm Horizont verschwindet, ist noch etwas Restlicht da. Das Fahrwasser ist sauber betonnt. Außerdem steht hier auf jedem dritten Stein eine Lampe, damit auch Nichtnorweger den rechten Weg finden. Es kommt uns vor, wie bei uns zu hause die Straßenbeleuchtung. Kleine Buchten und Abzweigungen sind beiderseits unseres Weges auszumachen und wir sind ganz angetan von der ruhigen, abgeschiedenen Atmosphäre.
Einige Zeit später, als wir in Bergen ankommen, zeigt sich auch hier das gleiche Bild wie bereits in Florö. Wir drehen in einem vollen Hafen unsere Kreise. Die Yachten liegen dicht gedrängt beieinander wie Sardinen in der Dose. Was wollen die bloß alle hier? Nach langem Suchen finden auch wir eien Platz zum Festmachen und fallen erschöpftin die Kojen. Bis auf einen unruhigen Genossen, der wohl zu viel Leuchtfeuernavi hinter sich hat. Unruhig träumt er von den vielen Tonnen im sich dahinschlängelnden Sund. Und plötzlich, hörte er richtig, ertönte da ein metallisches, dumpfes Geräusch. Hatte er Tordas auf eine Tonne gesetzt?! Konzentriert sah er voraus ins Dunkel und entlang der Steuerbordseite schrappte nun eine unbefeuerte schwarze Untiefenbegrenzung. Erschrocken schlägt er die Augen auf und findet sich, – es war ja nur ein Traum -, in seiner Koje wieder. Das metallische Klopfen, in seinen Treum eingewoben kam wohl von frühmorgendlichen Hafenarbeiten… schlaf noch ein bisschen mein Lieber…

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