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Expeditiontagebuch Spitzbergen

Schon wieder auf See, der 29.06.05

Das Wetter ist weiterhin sehr gut, na ja, für arktische Verhältnisse halt. Wind West drei, Sprühnieselregen, mollige 2,5° Celsius Luft und Wasser, Meer und Himmel unterscheiden sich durch verschiedene Grautöne und die Sicht beträgt immerhin eine stattliche Seemeile. Das ist ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass im Juli statistisch an zwanzig Tagen Nebel ist. Das ist also der Durchschnitt, d.h. es gibt auch gute Jahre mit nur zehn Tagen Nebel und schlechte mit, – aber lassen wir das. Unsere „gefühlte Nacht“, sie begann heute um 06.00 Uhr, verbrachten wir im einzig eisfreien Hafen der Arktis. Sörhamna auf Björnöya. Das heisst nicht, dass es hier kein Eis gibt, aber aufgrund der Strömung gelangt es nicht in die Bucht. Hofft man wenigstens. Sörhamna ist eine von ausgehöhlten Felswänden eingefasste, hufeisenartige, nach Süden offene Bucht. Die um die Insel laufende Dünung verursacht darin wegen der Reflexion an den steilen Felsen einen ständigen Schwell. In der Westhälfte der ca. 400 Meter breiten Bucht kann man auf 5 bis 7 Meter Wassertiefe Ankern, die Ostseite ist mit Untiefen übersät. Vorsicht Fallböen! Man kann an dem etwa 300 Meter langen und 20 Meter breiten Kiesstrand spazieren gehen, die gut 30 bis 50 Meter hohen Felswände verwehren einem den Aufstieg auf die Insel. Ihr wollt wissen warum man sich das antut? Na, ist doch klar, das ist der beste Hafen (?) im Umkreis von 250 Seemeilen! Ausserdem bietet er durch die senkrechten hohen Felsen, die Höhlen, die Wasserfälle, die Brandung, das glasklare Wasser und die brütenden Vögel ein wirklich einzigartiges Ambiente. Wenn dann noch für einige Minuten die Sonne durch das Grau dringt und im Sprühnebel aus Brandung und Nieselregen einen Regenbogen über eine Höhle spannt, dann kann man sicher sein, dass dort ein Schatz verborgen ist. Doch Vorsicht! Wer der Versuchung nicht widerstehen kann, wird diese verwunschene Insel nicht mehr verlassen. Nur von wenigen Auserwählten lässt sie sich besuchen, einige davon behält sie hier. Als Warnung liegt eine einsame alte Taucherflosse vor uns am Strand, der Rest liegt wohl unter der Insel begraben.
Wir sammeln etwas Strandgut als Erinnerung und setzen unsere Schlauchbootrundfahrt fort. Wir fahren in Höhlen hinein und unter Wasserfällen hindurch, vorbei an einer Pforte, die das Meer in den Felsen gemeisselt hat. Ein Schiff nähert sich der Bucht. Es sind Fischer aus Norwegen. Selbst sie machen ein paar Stunden Pause an diesem wunderbaren Ort, einfach so. Wir halten einen kurzen Plausch ab und brechen dann auf, Richtung Süden. Nur noch 300 Seemeilen bis Tromsö!

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