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Expeditiontagebuch Spitzbergen

Longyearbyen, der 25.06.05

Das wäre geschafft. Ein kompakter Pfropfen „close drift ice“ blockiert den Eingang zum Isfjord. Glücklicherweise war er nicht sehr breit nur ca. 5 Seemeilen. Nach drei Stunden hatten wir uns durchgedrängelt, geschoben und gezwängt. Trotz Flaute war das Eis dabei ständig in Bewegung, öffnete Spalten, schob sich zusammen, ein sich ständig änderndes Mosaik von grossen und kleinen Schollen. Um 1300 Uhr waren wir im Adventfjord und ankerten unweit der Servicepier von Longyearbyen. Schlafen, putzen, Wasser bunkern mit Kanister, Wäsche waschen, Strandkohle sammeln zum heizen. Die Kohle liegt hier überall rum. Unter den alten Transportseilbahnen ist an den schwarzen Haufen zu sehen wo mal eine Gondel abgestürzt ist und der ganze Strand hat einen schwarzen Streifen von angeschwemmter Strandkohle aus der wir uns die grossen Stücke für unseren Kaminofen raussammeln. Auch das langsam gewachsene Treibholz aus der Sibirischen Taiga, das in ganz Spitzbergen am Strand liegt, brennt vorzüglich, sodass es an Bord immer mollig warm ist. Um 00.00 Uhr war dann alles erledigt und am 25.06 um 01.00 Uhr stand das Empfangskomando am Flughafen. Crewwechsel. Diesmal haben wir auch eine Waffe dabei. Mit einer Stunde Verspätung, um 02.00 landete das Flugzeug und um 03.00 lagen alle nach einem willkommens Whiskey in den Kojen. Um 09.00 ist Wecken. Ein schnelles Frühstück und ab geht’s zum Sightseeing und Einkaufen. Postkarten werden geschrieben, letzte Souvenirs besorgt und Unmengen von Milch, Brot, Marmelade (hier gibt’s viel leckerere als in Deutschland), Grünzeug und Salat werden in Tüten und Rucksäcken zum Schlauchboot geschleppt. Zwei Rentiere laufen jeden Grasbüschel fressend mitten durch die Stadt. Nachdem an Bord alles verstaut ist, bringen wir als letztes Hardy an Land. Er verlässt uns hier leider. Traurig verabschieden wir uns, aber es ist ja nicht für lange, in zwei Wochen kommt er (stimmt doch Hardy, oder?) wieder an Bord.
Bei frischem Südost gehen wir Anker auf und segeln mit halben Wind dem Ausgang des Isfjords entgegen. Kommen wir wieder raus oder ist das Eis so dicht, dass es kein Entrinnen mehr gibt? letztes Jahr um diese Zeit war der weite Isfjord fünf Wochen lang durchs Eis blockiert. Keiner kam rein, keiner raus. Die Eiskarte verspricht nichts Gutes.

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