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Expeditiontagebuch Spitzbergen

Grahuken, der 19.06.05

Eine Frau erlebt die Polarnacht. Wir stehen vor der tiefverschneiten Hütte in der Christiane Ritter überwintert hat. Sie sieht genauso aus wie auf den Bildern, man glaubt kaum das inzwischen siebzig Jahre vergangen sind. Eine in gebrauch befindliche Fuchsfalle, vermutlich von der Trapperstation in Mushamna, ist nicht weit von der Hütte. Frischgesägtes Holz ist aufgestapelt, den Spuren im Schnee nach zu urteilen war aber schon länger kein Mensch mehr hier. Die Spuren von Eisbär und Fuchs sind frischer. Etwa hundert Meter weiter steht inzwischen eine kleine, dixigrosse Wetterstation. Gedankenverloren wandern wir über Grahuken, sammeln ein paar Steine als Souvenir. Wieder an Bord beobachten wir zwei Rentiere. Es ist mir schleierhaft wovon sie in dieser Steinwüste leben.
Der Wetterbericht sagt seit Tagen dasselbe: Variable 4, mainly dry, risk of fog banks. Wir hatten erfreulicherweise erst zwei Nebelbänke. Unter Grossegel, Besan und Klüver motoren wir bei, na ja anfangs NNE 2-3, jetzt eher 0-1 nach Westen. Die warmen Quellen des Bockfjords konnten wir nicht besuchen. Eis! Fast der Ganze Fjord war noch zugefroren. Genau wie unsere Wasserleitungen heute Morgen. Eine halbe Stunde nachdem der Kaminofen brannte war der Eisgries wieder verschwunden. Zwar war es heute sehr warm, mit 5 bis 6°C flimmerte die Luft über den Steinfeldern von Grahuken, aber das Wasser mit -1°C kühlt durch die stählernen Schiffswände die Tanks. Durch den Unterdruck den die Pumpen erzeugen kommt es dann in den Leitungen schlagartig zur Eisbildung.
Fair Haven ist unser Ziel. Eine nach Westen offene Bucht mit zwei Meilen Durchmesser, zwischen vier Inseln an der äussersten Nordwestecke Spitzbergens. Starke Strömungen bis 5 kn setzten durch die Bucht. Man muss mit Fallböen von den zwei- bis vierhundert Meter hohen Bergen der Inseln rechnen. Der Ankergrund ist steinig und unrein auf zehn bis dreissig Metern Tiefe. Ein Paar grössere und kleinere Felsen durchbrechen die Wasserlinie Östlich der Buchtmitte. – Eben ein wirklich schöner Hafen, – an diesem Ende der Welt.

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