Zurück zu Blog & News Seite 15 von 42

Expeditiontagebuch Spitzbergen

Smeerenburg, der 16.06.05

Magdalenenfjord, ein muss für alle Spitzbergenfahrer und genau so sieht es auch aus. Auf Gravneset ist ein altes Gräberfeld durch eine Kette abgesperrt an der eine Informationstafel steht, von den Gräbern selber ist nix zu sehen. Zu sehen ist aber das Kiosk. Im Sommer ist hier extra ein Polizist stationiert und als Eisbären verkleidete Crewmitglieder sorgen für Stimmung unter den Passagieren. Wer als Individualurlauber nach Spitzbergen fährt und denkt er hätte am Ende der Welt seine Ruhe wird hier wo man jedes Schiff ungefähr 30 Seemeilen weit sieht eines besseren belehrt. Wohlgemerkt, wir sind die erste Segeljacht 2005, die Saison kommt noch. Aber wir sind ja auch nicht wegen den netten Nachbarn hier, sondern wegen der Natur und die ist einmalig. Es hat schon seinen Grund warum die Menschen ans Ende der Welt fahren. In der Touristenabsperrkette hat sich übrigens ein Rentier verfangen, zur grossen freude eines echten Bären. Die nächsten Kunstbären werden grosse Augen machen, wenn sie die Überreste der Mahlzeit entdecken.
Wir lassen uns durch den Landtourissmus nicht verdriessen und tauchen ab. Bei einer Wassertemperatur von 0° Celsius gehen wir dem Fjord auf den Grund. Dort sind es in 8 m Tiefe immerhin schon 4°C.
In Smeerenburg gehen wir vor Anker, wie oft in wunderbar klarem Wasser. Nach einem ausgiebigen Schlaf besichtigen wir die überreste der alten Walfangstation. Ab 1619 wurden hauptsächlich von hier aus in weniger als hundert Jahren die Wale vor Spitzbergen fast ausgerottet. Als sich der Wal- und Walrossfang nicht mehr lohnten waren Eisbären und Polarfüchse dran, und ganz am Schluss die Vögel (Daunen und Eier). Walknochen, Eisbären- und Fuchsfallen, die sich überall an den Küsten finden, leisten Zeugnis davon. Wie alles andere auch, konserviert die Arctis auch die vier Jahrhunderte Massaker, die natürlich bei uns auch stattfanden, man denke nur an die Hexenverbrennungen, die Ausrottung von Bär, Wolf, Ur, Elch, Luchs, Adler und der andauernde Kampf gegen den Fuchs. Nur die Spuren davon sind bei uns schon seit langem verschwunden. Und noch heute fahren mordlustige deutsche Jägerbanden in den Norden um Ihren perfiden Gelüsten zu frönen. Anschliessend können sie dann zu Hause berichten wie sie im „Kampf Mann gegen wildes Tier“ halbverhungerte Kreaturen, von Einheimischen getrieben oder mit Ködern vor die Flinten gelockt, vom sicheren Geländefahrzeug aus niedergemetzelt haben. Echte Kerle halt!

Dieser Beitrag hat mehrere Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42