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Expeditiontagebuch Spitzbergen

78°02´Nord, 013°01´East, 08.06.05

Flaute! Spiegelglattes Wasser auf dem Arktischen Ozean. Ein für diesen Törn ziemlich seltenes Erlebnis. Nachdem wir erst mal des gerissenen Gaszug des Aussenborders reparieren durften, haben wir den ganzen Vormittag Gold geschürft.
Anfangs fleissig mit Waschschüssel im Bach das goldhaltige Sediment waschend, setzte sich mit der Zeit die These durch, die wirklich grossen Nuggets würden weiter oben am Berg vom Permafrostboden direkt an die Oberfläche gedrückt. So zogen wir voll Optimismus den Hängen entgegen. Unterwegs erschreckte uns wieder ein schlafendes Rentier. So ein Rentierhintern ist nicht wirklich auf den ersten Blick von einem Eisbärenhintern zu unterscheiden!
Ich will euch nicht zu lange auf die Folter spannen, allzuviele Nuggets waren es nicht. Geschleppt haben wir trotzdem reichlich, nämlich Treibholz zurück zum Schlauchboot, um unseren Brennholzvorrat aufzufüllen. Natürlich wurde auch unser Wasserkanister wieder mit frischem Gletscher Schmelzwasser gefüllt. Warum wir dauern Wasser schleppen?? Na weil es hier in den nicht vorhandenen Häfen auch keine Bunkermöglichkeiten gibt. Wenn in einer Seekarte Hamna steht so ist hier damit eine mehr oder meistens weniger geschützte Bucht gemeint in der man zwischen nicht eingetragenen Felsen seinen Anker baden kann und bei „heavy Squalls from the Mountains“ über die Bedeutung von Formulierungen wie“ calving ice from the gletscher should not be very troublesome“ oder „particulary not good ground“ grübelt. Der Sinn dieser Worte ist dann aber früher oder später selbsterklärend, meistens eine halbe Stunde nachdem man sich in die Koje gelegt hat und vom kratzen des Eises an der Bordwand wieder geweckt wird oder wenn man bei Niedrigwasser feststellt das die als „clear“ bezeichnete Bucht nicht voller Robben sondern voller Steine ist und man keine Ahnung hat, wie man hier ohne Grundberührung reingekommen ist, geschweige denn wie man hier jemals wieder rauskommt. Aber deshalb ist unser Tordas ja auch etwas robuster gebaut und fängt nicht gleich an rumzubeulen wenn’s von unten mal eng wird.

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