Zurück zu Blog & News Seite 10 von 42

Expeditiontagebuch Spitzbergen

Fridtjovhamna, 07.06.05

Durch den Akselsund fahren wir in den Fridtjovhamna, eine Bucht an deren Ende der Fridtjovbreen liegt (Breen = Gletscher). Unser Anker fällt auf nur 4 Meter. Dies ist momentan ungefährlich, da die Bucht fast ganz von einem Meter dickem Eis bedeckt ist, sodass der kalbende Gletscher keine grossen Flutwellen erzeugen kann, die sich dann über flachem Wasser brechen und uns gefährlich werden könnten. Wir treffen hier auf die „Hav Tor“ einen norwegischen Zweimaster mit Ziel Hornsund. Die Crew vertreibt sich die Wartezeit auf bessere Eisverhältnisse mit Skilauf auf dem Gletscher. Auch wir laufen entlang der Küstenlinie zu einer Seitenmoräne von der man einen fantastischen Blick über den Gletscher, die Abbruchkante und die ganze Bucht hat.
Auch dieser Ausflug ist wieder anstrengend, wir versinken fast bei jedem Schritt bis über die Knöchel in dem an der Oberfläche aufgetautem Eis. Um diese Jahreszeit besteht fast ganz Spitzbergen aus Schlamm und Schneematsch, dennoch ist das Frühjahr hier einmalig, mit den brütenden Vögeln, den Robbenjungen und den durch den Schnee brechenden ersten Blühten. Nachmittags gehen wir Anker auf und verholen in die nahegelegene van Muijdenbugta, wobei uns leider ein gemeinsamer Abend mit der „Hav Tor“ Crew flöten geht, aber wir erliegen dem „Lockruf des Goldes“ das es dort Gerüchteweise geben soll.
Nachts träume ich von den guten alten Zeiten, als ich noch mit meinem Freund Gilbert am Klondike Gold geschürft hab. Das waren Zeiten mann oh mann! Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern an dem ein abgerissener Seemann vor unserer Hütte auftauchte, ein verrückter Kerl, der anfing unsere Geschichte aufzuschreiben. Den ganzen Winter war er bei uns und hat Geschichten erzählt. Irgendwas davon muss an mir hängen geblieben sein. Davor war ich richtig schweigsam. Eines Tages war er wieder verschwunden. So plötzlich wie er kam. Mit irgendeinem Kanu den Yukon runter. Wir haben Ihn nie wieder gesehen. Als er weg war und keiner mehr Geschichten erzählte hab ich wohl damit angefangen. Weil es sonst so still war. Wir sind im gleichen Sommer auch abgehauen. In Dawson haben wir unseren Krempel an irgendso einen anderen Idioten verkauft, der noch blöder war als wir selber. Der glaubte immer noch, dass hier Gold zu holen sei. Unglaublich! Wir sind dann mit dem nächsten Schiff nach San Francisko, aber das ist eine andere geschichte. Wie hiess der Kerl noch gleich? Oh Verdammt ist das lang her! Mir fällt sein Name nicht mehr ein. Es war, – es war,… Hans, nein, aber so ähnlich, ja richtig jetzt weis ichs wieder, Londan, oder London, ich glaub er hiess Jack London!

Dieser Beitrag hat mehrere Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42