Zurück zu Blog & News

Expeditionstagebuch Schottland 2007

03.06.07.

Lange Anna Backbord achteraus.

Es ist 10.30 vormittags, die Sicherheiteinweisung ist abgeschlossen, Wind NE 4.

Rattrey Head liegt 400 Meilen in 306° voraus, wir laufen 6,5 knoten und die Sonne scheint, – das leben kann so schön sein!!!

Meine Wache beginnt um 22.00. Nachdem ich es letztes Jahr nicht geschafft habe meine Gedanken im nachhinein niederzuschreiben, will ich diesmal wieder „zeitnah“ Logbuch führen.

Aber wo war denn nun eigendlich der Anfang? es ist immer schwierig zu sagen wo genau eine Geschichte begann bevor man das Ende kennt, hhhmmm ich vermute sie begann gar nicht, ja ja genau jetzt fällt es mir ein, – nach dem letztjährigen Schottlandtörn stand dieses Jahr wieder Spitzbergen an, es wollten zwei Filmteams mit, eine Doku über die Arktis, eine über Tauchen in Spitzbergen und ich wäre in Tromsö ausgestiegen und hätte mir dann alles im Film anschauen können. NÄ! So nich!! Nicht ohne mich!!!

Es lies sich einfach nicht mit meinen Job vereinbaren, also dann lieber ein Jahr aufschieben und dafür wieder einen ordentlichen Celtictörn. So mit Seeungeheuern, Single Malt, Druiden, Highländern, Drachen, und eben allem was man für einen gelungenen Törn braucht.

Der einfachheit halber begannen wir Gestern schon mal mit dem Whisky!

Ham wir uns auch redlich verdient.

Also von Vorne:

Panikartik wurden am Freitag zwischen 16.00 und 16.45 Dinge erledigt die unter normalen Umständen bestimmt eine Woche gedauert hätten, dann noch mal alle Freunde herzen die uns letzte Stunde beistanden und um 17.15 entlies uns das „Harburg Lock“ (unsere Hafenschleuse) in die Freiheit des Meeres,……… hach wie romantisch!

Neeeee, also in Wirklichkeit in die Brühe des Hamburger Hafens…aber nach zwei Stunden lag Wedel queerab wir setzten Segel und es war eine schöne Abendbriese, die uns fast bis Glückstatt trieb.

Ein Bier und sehr wenige Schlafstunden später, als die Ebbe eingesetzte, gings weiter Richtung Helgoland.

Bunkern, zum Liegeplatz verholen, einkaufen (Whiskey!!!), über die Insel hoppeln, Basstölpel fotografieren und Essen war eins.

Heute morgen noch duschen, ein kräftiges Frühstück, ja und jetzt treiben Tordas und Crew neuen………..was ist das eigendlich da hinten in der Kimm? hhmmm sieht aus wie ein, – neee, das gibts doch nicht, was ist das denn??

ich muss jetzt erst mal kucken, also bis später.

 

 

04.06.07

Outer Rough

Nein es war nicht der fliegende Holländer, —leider….nur eine ODAS ( Ozean Data Aquisition System ) Boje der „Super Boje Size“ Klasse. Na ja auch nicht schlecht für den Anfang.

Nachdem wir nachmittags lange Zeit um die 7.5 Kts (Knoten) liefen waren nachts nur noch 4,5 drin. Als morgens die Anzeige unter drei fiel beschloss ich „Batterien zu laden“ (sprich die Unterwassergenua zu setzen oder wie Landratten sagen würden „zu Motoren“)

Inzwischen hat der Wind auf Nord gedreht und es geht wieder unter Segeln nach n`Alba. das ist Keltisch wird Nalappa gesprochen und bedeutet Schottland.

Das Wasser ist inzwischen Delfinfarben, eine Mischung zwischen Stahlblau und Neontürkies, aber noch hat sich keiner unserer Freunde blicken lassen.

Dafür Ölplattform und Bohrinseln ohne Ende. Regnar Oil Field, Kraka Oil Field, Dan Oil Field, Skjold Oil Field, Gorm Oil Field, Dagmar Oil Field, Tyra Oil Field und Valdemar Oil Field liegen jetzt hinter uns und ich will den geneigten Leser nicht mit der Aufzählung der vor uns liegenden „Oil Fields“ nerven. Aber es sich deutlich mehr!

Viele tausend Menschen arbeiten in der Nordsee und liefern uns Öl an dem kein Golfkrieg und keine Tankerkatastrophe klebt.

dafür wird die eine oder andere Pipeline durch unsere Wattenmeer Naturschutzgebiete gelegt.

Unser Wohlstand ist ein schmutziges Geschäft. Leider sind auch die Segel von Tordas aus diesem Öl.

Wie sagte Tucholsky „Soldaten sind Mörder“, Konsumenten leider auch.

Auch hier in der Nordsee fließt Blut, das Blut von Delfinen die durch die seismischen Sprengungen ihr Gehör, ihr Sonar Navigationssystem verlieren, aus den Ohren bluten und jämmerlich krepieren. „Walfang“ auf europäisch.

Hoffendlich sind „unsere“ Delphine, die wir hier schon so oft getroffen haben noch da…………………………….

Dunkle Gedanken an einem sonnigen Tag.

 

05.06.07

Genau senkrecht über dem Mittelpunkt der Erde.

Keine Delphine!

Die Farbe des Meeres, – nichts hat so viele Farben, nichts kann so viele Stimmungen ausdrücken. Von absolut durchsichtig bis undurchdringlich Quecksilbern,

gelb, braun, grün, blau, sogar rot, und alle Helligkeiten von glitzerndem eisweis bis pechschwarz.

Augenblicklich ist es dezent anthrazitgrau mit einigen weissen tupfen, nicht unfreundlich, eher getragen!

Drei bis Fünf Beaufort aus Nord treiben uns der schottischen Küste entgegen. Noch 88 Seemeilen bis Rattrey Head und dann noch mal 25 zum Hafen von MacDuff.

407 Meilen liegen schon hinter uns, Bergfest war gestern und seit heute morgen liegt auch die letzte Bohrinsel achteraus.

In ein, zwei Stunden werden wir den Nullmeridian überqueeren und uns auf die Westhalbkugel schwingen. Let´s go west, oder so.

Vorgestern hat uns ein Fulmar,ein Eissturmvogel entdeckt, der uns seitdem in sehr eleganten Kreisen folgt. Ich kann mich nicht erinnern schon mal so weit südlich einen entdeckt zu haben. In der Barentssee und der Arktik waren es unsere ständigen Begleiter.

Heute morgen hat er von einem Gannet oder Basstölpel, einer Art Albatross der Nordhalbkugel Verstärkung bekommen.

Zusammen veranstalten sie eine Kunstflugshow nach der anderen. „Faszinierend“ würde Spock jetzt sagen.

Inzwischen hat sich unser Landalltag restlos verabschiedet, kein Stress, keine Hecktik, kein Handy, Terminkalender……..nichts zu tun als einfach nur segeln.

Und Zeit. Man hat Zeit zu denken, Zeit für sich selbst. Der eigene Sichtweise auf die Welt verändert sich, nicht ist mehr wichtig ausser Kurs, Wetter, essen und Wache.

Es zählt nur noch das Wesentliche, die restliche Welt ist Nebensache, wir leben in unserer eigenen Welt, einem Kosmos aus, — Meer, ………welches so unendlich vielseitig ist………

Meine Nachtwache:

Wir segeln zwar in die falsche Richtung, aber nur gaaanz langsam. Think positiv!

Der Wind hält sich mal wieder nicht an den Wetterbericht, er dreht immer weiter nach Nordwest, genau unsere Richtung also, ausserdem ist das was ich da Wind nenne doch sehr schwach und unsteht.

Zwei Patentwenden und eine Patenthalse später entschliessen wir uns die Maschiene anzuwerfen. Leider verändert der Wind ja immer schnell Richtung und Stärke, der Seegang harrt meistens hartnäckig noch ein paar Stunden aus.

Und selbst ein Meter Seegang führt bei Flaute zu einem ungemütlichen Geschaukle mit dem steten flap flap der Segel. Manchmal hört es sich so an als würden eine Milllion Matrazen Wopp machen!

 

06.06.07

Schottland, MacDuff

MacDuff Harbour for Tordas, Tordas —

…………………….

Who´s calling MacDuff?

Here is Tordas calling Macduff, we´d like to Berth overnight…

Please repeat the Vessel´s name…

Tordas, Tango Oskar Romeo Delta Alpha Sierra, Tordas

Ahh TORRDASS, you enter the inner Harbour and berth near the Pilot boat, i´ll be there!

Eine sehr enge verwinkelte Einfahrt mit einem satten 110° Linkshaken führt uns durch mehrere „Storm Gates“ gesichtere Hafenbecken zum Liegeplatz.

Zwei Harbourman nehmen die Leinen an, der Hafenmeister weist an noch 5 meters back zu verholen.

417 Meilen und drei Tage und 4 Stunden seit Helgoland.

Als Anleger gibts einen Macallan Elegancia, double matured.

MacDuff, ein düsteres in die Felsküste gehauenes halbverlassenes Fischerdorf, wer ihm nicht gefällt wird sofort wieder ausgespieen…uns wird der Zutritt vorerst gewährt.

Wie lange?

Abends empfängt uns ein gähnend leerer Pub, es ist der dritte von Bord aus, die beiden anderen haben schon vor Jahren geschlossen.

Schweigend trinken wir unser Pint, Tennent Lager die anderen, ich ein Amber.

Auf dem Rückweg treffen wir am Hafen auf drei rivaliisierende Clans die sich sternförmig mit ihren friesierten Wägen auf dem Platz verschanzt haben.

Alle sind von unseren Einradkünsten begeistert, jolend feuern sie uns an, aber wir sind noch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden, da gehts los.

In einer Wolke von sich in Rauch auflösender Reifen heulen Motoren auf und es entspinnt sich eine Darbietung bei der der Teufel und James Dean direkt aus der Hölle Regie führen,…..es riecht auch so…….der Sheriff schreibt lieber noch Berichte im Office,….und er weis sicher warum……………

Die Turbolader kreischen noch als wir schon in der Koje liegen

Ich liebe Scotland………!!!

 

07.06.07

Inverness

Scheisse, zwanzig nach fünf, verschlafen. jetzt aber Blitzstart sonst klappts mit der Tiede nicht mehr…

Nach drei Minuten hektik Entwarnung. Ein Blick auf die Borduhr zeigt es ist erst zwanzig nach vier,  der Wecker hatte noch european time.

Also ganz entspannt erst mal n Caffee und dann los nach Inverness, 63 sm ahead!

Nachmittags komm NE Wind auf,  unter Groß und Besan lassen wir uns von der Flut in den Inverness Firth korken.

Und? Ja aber sicher, na klar doch, is Wasser nass? Ja sie sind da!!! Wie immer! The Magic Bottle Nose Dolphins from Rosemarky!!!

Eine Weltweit bekannte Population von ca. 150 Delfinen die hier isoliert von ihren Artgenossen lebt.

Fantastisch wie die vier Meter langen Tiere ums Schiff spielen. Hundert Meter weiter macht einer einen doppelten Salto Rückwärts, vielleicht will er uns was sagen?

Ich leg mir vorsichthalber schon mal ein Handtuch bereit. Sicher ist sicher!

In Inverness fahren wir gleich in den Caledonean Canal. Nach zwei Schleusen machen wir im Muirtown Bassin fest. Vor uns liegt ein alter geplankter Spitzgatter aus

– San Francisco -.

Während unsere Wäsche schon in der Maschine liegt, satteln wir die Einräder und fahren in die Stadt.

Im Cleidish, unserem „Stammpup“ gibts wie jeden abend Lifemusik.

Heute spielen unten vier Gruppen hintereinander im Rahmen des „North up Festivals“. Oben spielt derweil eine andere Gruppe  „Unplugt“. Vielleicht sollte ich noch erwähnen das der ganze Schuppen unten vielleicht 15 mal 10 und oben 10 mal 10 Meter misst, inklusive Bühne natürlich. Na ja, dafür gibts in diesem Häuserblock nur noch so sechs sieben andere Pups mit Livemusik.

Ich schätze mal das in Inverness an einem abend (donnerstag, am wochende ist natürlich mehr los!) mehr Bands spielen als in Hamburg in einem Monat und alle die jetzt wiedersprechen mögen bitte erst mal selbst nachschauen.

Bevor es losgeht ziehen wir uns noch ein „Chips and Cheese with Salt & Vinegar“  plus „Onion Rings“rein.

Viele Pint Organic Lager Beer, zwei Ska, eine Rhythm & Blues und eine Punkband später wanken wir raus.Hier werden nicht nur die Schotten dicht gemacht, nein auch die Touries.

Alle sind schwer begeistert, echt krasse Mucke, „fantastic“ ist die einhellige Meinung.

Komischerweise kann man noch recht gut Einrad fahren wenn´s mit dem laufen schon nicht mehr so klappt. Man muss nur raufkommen….

Irgenwie schaff ichs über die River Ness Hängebrücke, auch die drei Stufen auf der anderen Seite runter…in meinem Kopf dreht sich alles,

……..das Rad, ………….die Pedale, ………..ich,

……….ein Universum aus Rädern, ……..sie lauern am Strassenrand und werfen bissige Blicke auf mich, Geländereifen, Truckräder, bösartige Breitreifen mit einem Haifischgebiss aus Alufelgen ……Zahnräder versuchen mich an den Ärmeln zu packen,…….. immer schneller versuche ich zu entkommen,

…………..da vorne,……… eine keine Grünfläche, …..ich schaff es, …….ich schaff es, …….ich….mit letzter Kraft werfe mich nach vorne, ein riesiger Sprung, ich schmeiss mich über das Geländer flach auf den Rasen,…… Reifen kreischen, kommen quitschend zum stehen, ……..Scheinwerfer greifen nach mir, aber sie streifen nur dicht über mich hinweg. – ich spüre mein Puls in den Ohren hämmern……sonst Stille…..

Ich merke dass ich noch die Sonnenbrille aufhab, – deshalb war alles so dunkel. Mir ist schlecht.

Langsam kommen die Stimmen der anderen näher, ich steh auf, ….gemeinsam fahren wir zum Schiff.

Morgen ist ausschlafen angesagt, darauf freu ich mich.

Ich schlafe unruhig und träume von Walzstrassen, Sägewerken und Gesteinsmühlen, über die ich mit dem Einrad fahre.

 

08.06.09

Urquarth Castle.

Heute morgen war es endlich so weit. Schon Jahre geh ich mit dem Gedanken schwanger und heute sozusagen die Geburt: ein Kilt!

Schön heidelbeerblau mit roterm Muster. Vom Clan der Macbluebears.  Dazu ein grünes Hemd und grüne Socken….sieht einfach fabelhaft aus!!!

Und wieder erwarten ist es auch ein durchaus angenehmes Tragegefühl, ausserdem fühlt man sich sehr celtic im Kilt!!!

Auf dem Einrad bin ich der Star von Inverness Touristenmeile, die Leute auf der Strasse zücken ihre Handys um mich zu fotografieren.

Wir kaufen noch ein paar Outdoorartikel in den zahlreichen Spezialgeschäften.

Auch wenn Schottland (Grossbritanien) insgesammt recht teuer ist, so sind doch sowohl was Angebot, Auswahl als auch Preis betrifft, die Highlands allgemein und Inverness im besonderen ein ausgespochen günstiger Ort zum Einkauf von Outdoorequipment aller Art.

Nachdem der Geldbeutel leer ist, gehts aufwerts mit uns, richtung Loch Ness.

Fünf Schleusen und eine Schwenkbrücke sowie ein sich zauberhaft durch die Landschaft schlängelnder Kanal führen uns ins Paradies der Seeungeheuer.

Wobei dieser Ausdruck eigentlich völlig verkehrt ist. Nessi ist ja schließlich ein „Geheuer“, ein richtiger Sympathieträger und sicherlich das berühmteste aller See(un)geheuer.

Am Fusse des nicht weniger mystischen Urquarth Castle gibt es einen sehr kleinen Anleger, an dem wir über nacht zu Gast sein werden.

Tagsüber gehört das Castle den Japanern und Co., nachts gehört seinen rechtmässigen Herrn, den Highlandern und Nessi………

..und heute ist Tordas eingeladen!

Mit den letzten Sonnenstrahlen erkunden wir die Ruine, alles ist verlassen und verschlossen. Wir klettern über die Aussenmauern bis auf die Zinnen.

Vor über dreihundert Jahren übergab der letzte lebende Bewohner das Schloss an die Geister und Gestalten der Schattenwelt.

Als wir vor neun Jahren das erste mal hier waren entdeckte ich in vielleicht zwei Meter Tiefe mit den Füssen im kalten pechschwarzen Wasser eine grosse Runde Kugel.

Zusammen mit Benno wuchtete ich diese ca. zwei Zentner schwere Kugel mit grosser Anstrenung ans Ufer. Sie war kreisrund und wies deutliche Bearbeitungsspuren auf.

Offenbar handelte es sich um ein Geschoss mit dem Belagerer auf die Burg schossen.

Vor ein paar Jahren dann rekonstruierten eine französische und eine britische Gruppe je eine dieser Steinschleudern, wobei sie auch Schiesübungen machten. Es gibt einen sehr schönen Dokumentarfilm darüber.

Wer heute Urquarth Castle besucht, sieht noch eine dieser Schleudern vor der Burg stehen. Davor liegen vier Steinkugeln. Drei gleichartige und eine etwas andere, mit Einschlagspuren auf einer Seite, eben jene die wir seinerzeit am Strand liegen liesen.

Und ausser uns, und jetzt auch euch, weis keiner wie diese Kugel plötzlich an den Strand kam…………

Mit der Dämmerung treibt dichter Nebel auf der ganzen Breite des Tals über Loch Ness. Rund um die Burg gehen Scheinwerfer an die alles in gelblich gespenstisches Licht tauchen. Die Zinnen schneiden den Nebel der anschliessend wie zäher Griessbrei wieder zusammenfließt.

Zwei von uns versuchen diese mystische Stimmung mit Kameras auf langen Stativen einzufangen. Die Szenerie sieht aus wie von Dali gemalt.

Ich gehe vom Anleger hoch zur Burg und versuche mit Fackeln zu jonglieren. Geblendet von den hellen Flammen greife ich dauernd daneben, die Fackeln fallen runter ich heb sie auf, werf sie hoch, greif daneben und so weiter……..

Als nach einigen Minuten die Flammen kleiner werden merke ich das es stockdunkel ist…keine Scheinwerfer mehr kein Mond keine Sterne, nur Nebel so dicht, nass, kalt  und schwer das mir das Atmen schwerfällt. Zwei Fackeln sind sofort aus als sie runterfallen, mit der dritten finde ich grade noch das Glas mit dem Brennstoff bevor sie verlöscht.

Schwere Atemgeräusche, eine Mischung zwischen keuchendem Pferd und dem Blas eines Wales. Es stinkt nach Shushi, altem Tang, Fisch. Immer mehr Atemgeräusche kriechen in breiter Front den Hang hoch, es keucht und zischelt vor mir rechts, links, überall, dunkle, schwere, massige Leiber schlängen sich an mir vorbei. Ich kann sie in der Dunkelheit nicht sehen aber ich spüre sie ganz deutlich. Überdimenslionale Echsen —

ein Blitz?, nein eher…die Scheinwerfer? ….Feuer!!!……das ist Feuerschein.

Verschwommen züngeln Flammen durch den Nebel, ich seh die Schatten der Leiber, die gezackten Rückenlinien, ein Feuerschwall schlägt mir entgegen, versengt mir die Haare und mit einem mal begreife ich. Schnell tauche ich meine Fackeln ins Petroleum, es zischt und stinkt so heiss sind sie, krampfhaft versuche ich das Feuerzeug aus meiner Hosentasche zu zerren, grade als ich´s fast habe, faucht vor mir wieder ein Feuerstoss auf und ich schaffs grade noch den Arm mit den Fackeln nach vorne zu schieben und….eine kleine blaue Flamme hat sich auf eine Fackel gerettet. Sekunden später brennen alle und ich krieche die Fackeln vor mir schwenkend den Hügel rauf, dutzende graugrüne Drachen an meiner Seite.

Als wir auf der Anhöhe neben der Burg angekommen sind verharren alle einen Moment, recken ihre Köpfe nach oben, als vom See her ein alles durchdringender langer hoher Schrei den Nebel erfüllt. Die Herrin ruft!

Die körper schnellen nach vorne, schlängeln sich auf dem nassen Gras zum Ufer und gleiten kaum hörbar ins Wasser.

Benommen bleib ich im Gras liegen, …bis meine Fackeln wieder verlöschen.

Als ich mich aufrichte, bemerke ich das der Nebel zu Fetzen zerreißt, das starke dunkelblau des himmels ist zu sehen, und ein einsamer Stern steht kalt am Himmel.

Ich versuche meine Sachen wiederzufinden, die dunkelgrauen nasse Mauern der Burg tauchen neben mir auf.

Als ich alles gefunden habe gehe ich zurück zum Schiff. Von der Wiese bin ich klatschnass.

„Du hast ja ein riesen Spektakel da im Nebel mit deinen drei Fackeln veranstaltet, sah eher wie hundert Fackeln gleichzeitig aus“.

Ich sag nur „ja ja war ziehmlich anstrengend,“ und um abzulenken“ will jemand mit Nessie baden? Es ist schon Geisterstunde, wär doch was oder?“

Drei Handtücher fliegen an Deck, Benno testet schon mal die Temperatur, ich spring über ihn hinweg und lausche unter Wasser kurz ob ich irgendwelche Geräusche höre.

Es ist totenstill, sie sind weg.

Das kalte Wasser schmerzt mir an den Schläfen, ich tauch auf und schwimm schnell zum Schiff.

Zusammen mit Elke und Benno tollen wir kurz rum, aber es ist ziehmlich kalt.

Dannach sitzen wir noch kurz im Cockpit und geniessen einen Glenmorangie. Ich erzähle nichts. Als ich in der Koje liege falle ich sofort in einen tiefen traumlosen Schlaf…..

 

09.06.07

Fort Augustus.

Morgens warfen wir einfach die Festmacher los und ließen uns von der leichten Briese auf den See treiben.

Die letzten Reste des Nebels lösen sich in der Morgensonne auf. Am Frühstückstisch sehen wir das wir uns in engen Kreisen drehen. Als jemand nach draussen schaut hört es schlagartig auf.

Am Nordende des Sees findet ein risieges Open Air Festival statt, angelblich 35.000 people. Wir fahren direkt mit dem Bug an den Strand. Elke springt vom Klüver auf den Strand und macht uns an einem angeschwemmten Baumstamm fest….aber schon kommt ein Ordner und will uns verscheuchen… Wir schicken ihn zu seinem Chef, aber der lässt nur ausrichten wir sollen doch in Inverness festmachen und mit dem Shuttlebus kommen………na ja dann eben nicht.

Wir legen ab und segeln schön in hundert Meter Abstand am Südostufer entlang. Etwa in der Mitte des Sees finden wir einen uralten baufälligen Anleger an dem wir festmachen. Ein paar von uns laufen zu den Wasserfällen von Foyer, ich üb mit Fackeln jonglieren, ……….damit mir nicht wieder alles runterfällt!

Um kurz nach acht gehts weiter. Mit ca. vier Knoten segeln wir Richtung Fort Augustus. Ich koche uns Nudeln mit Pesto ( geht halt schnell ).

Beim essen sehen wir das von achtern wieder dichter Nebel aufzieht.

Er ist schneller als wir. Dicht wie graue Farbe steht er über dem See. Vorne und nach oben schießen immer wieder riesige „Nebeldrachen“.  Wir denken an „The Fog“ an Nessi und ich weis nicht was. Langsam holt uns der Nebel ein, die ersten Fetzen ziehen in einiger Entfernung neben dem Schiff lang.

Icjh lege Alan Parson auf. Tales of Mystery and Imagination. „A dream within a dream“. Fotos werden gemacht.

Der Nebel überrennt uns, aber ca. fünfzig Meter ums Schiff bleibt alles frei.

Keiner an Bord glaubt mehr an Zufall, zu unnatürlich ist das Schauspiel, aber dennoch nicht beängstigend. Eher wie Feuerwerk in einer riesengroßen Kuppel. Alle staunen, rufen Ohhh und Ahhh, überall Nebeldrachen, nein die sind nicht aus Nebel, darin sind sich alle einig, höchstens Nebelüberzogen falls es das überhaupt gibt.

Keiner von uns hat jemals so etwas erlebt.

Irgenwann lößt sich alles in einer dicken Nebelsoße auf. Eine Meile vor dem Hafen schalte ich das Radar ein und wir bergen Segel.

Auf dem Radar ist nicht zu erkennen, als ob wir in einer Gummiezelle sitzen.

Endlich taucht das grüne Ansteuerungsfeuer an Backbord auf, kurz darauf die Mole an Steuerbord.

Am äußersten Molenende schon unten am Wasser stehen drei Menschen. Einer hält ein Mikro, so n Ding wie immer im Wetterbericht von Kachelmann wo immer der ganze Hund mit dran ist, raus aufs Wasser in unsere Richtung. Daneben ein Kameraman, das rote Aufnahmelicht leuchtet, dahinter ein dritter.

Zuerst denken wir sie jagen Nessie, aber sie verfolgen uns.

Es ist inzwischen Stockdunkel und es dauert einen Momment bis wir erkennen das am Schlengel kein Liegeplatz mehr frei ist.

So gehen wir an einem Fischkutter längsseits. Sofort ist unser Filmteam da und bittet an Bord kommen zu dürfen. Alle ziehmlich bleich klettern sie an Bord.

Es sind Franzosen vom Sender TF 1. Auf unsere verwunderte Frage was sie von uns wollen, erklären sie, immer noch recht aufgewühlt,  sie wollten nur den See in Abendstimmung Filmen als sie uns sahen, und erkannten das uns der Nebel einholen würde. Sie sahen wie uns dieser seltsame Nebel überrannte und ihren Gesichtern war deutlich anzusehen, daß sie nicht erwartet hatten uns je lebend zu sehen.

Sie sahen die Drachen wie sie über uns herfielen und uns einschlossen, danach waren wir für sie verschwunden.

Als sie sich nach ein paar Miinuten davon überzeugt hatten, daß wir keine Geister sind, drehten sie noch ein Intervie über unsere Eindrücke, Erlebnisse und Gefühle in dieser Wolke. Wir tauschten noch E-Mail Adressen aus und fragten nach dem woher und wohin. Wir werden den Ausstrahungstermin des Films per Mail erfahren, das Team ist noch fünf Tage in Schottland unterwegs. Jedenfalls brennen wir alle darauf die Bilder zu sehen wie wir zwischen den Drachen verschwanden.

 

Ich weis nicht was es mit diesem See auf sich hat, ich kenne viele sehr mystische Orte hier in „N´Alba“,… allein die Standing Stones, oder die Blowholes und einiges mehr, aber Loch Ness ist anders, irgendwie schärfer,…und auch dieser Gegensatz von Touristenströmen tags durch die diese grenzenlosen Verlassenheit nachts noch viel stärker ist.

Es gibt hier viele alte Welten, vielleicht ist Loch Ness ein besonders günstiger Ort um in einige andere zu blicken……….

 

10.06.07

Fort Augustus

Während einem  „Hafentag“ in Fort Augustus sammeln wir Kräfte für neue Abenteuer.

Neben diversen Souvenirshops und dem Caledonian Canal Center, besuchen wir auch die wirklich sehr empfelenswerte Clansman Show im Clansman Center.

Ein echter Highlander, Cailean, erklärt uns anschaulich, wie das Leben vor 1746, der letzten großen Schlacht der Schotten gegen die Engländer war.

Elke und Benno werden während des Vortrags nach und nach zu einem echten Highlandpaar verwandelt, echt schick, sie würden in jeden Highlander Film passen.

Ich frage nach Alister einem anderen Clansman und Cailean erzählt uns das er schon seit vier Tagen auf seiner Ölpattform festhängt und noch immer sind 28 flüge vor ihm dran. Schuld ist der dichte Nebel bei dem die Helicopter nicht fliegen können….was hatten wir blos mit dem Wetter für ein Glück.

Nachmittags erklimmen wir noch die fünf Schleusen von Fort Augustus. Am Abend sind alle früh in den Kojen..

 

11.06.07

Invergarry / Kilfinnan Falls

Der Caledonean Canal ist wie der Göta Kanal kein „Kanal“ wie man ihn sich vorstellt. 1814 gebaut ist er so mit der Landschaft verwachsen, daß er wie eine natürliche Wasserstraße wirkt. Auch die aus großen Steinquadern erbauten Schleusen wirken eher wie mit den Castles in einem Guss errichtet. So durchfahren wir die großartige Kulisse der Highlands bis uns eine letzte Schleuse in das Loch Oich entlässt. Wir haben jetzt mit ca. 33 über Meeresspiegel unseren „Höhepunkt“ erreicht. Das loch ist als solches kaum zu erkennen, er ist so schmal und lang und mit so vielen Inseln gespickt, daß er wie ein Flusslauf wirkt. Wir wollen Invergarry Castle besuchen, welches den Lesern des Keltischen Rings bestimmt noch bekannt ist. Dort traf Ulf zum ersten mal auf Mitglieder des Rings. Schon von weitem sehen wir die Ruine, doch irgendetwas stimmt nicht,…… auf der höchsten Zinne weht die Totenkopfflagge?!

Vermutlich haben sich die Engländer oder ähnliches Gesindel hier verschanzt. Aber sie rechnen wohl nicht mit uns. Es war auch kein Ausguck zu sehen, anscheinend sind sie sich iher Sache sehr sicher. Wir gehen sofort zwischen den Bäumen in Deckung und manövrieren Tordas dicht unter die Burg. Von hier aus können wir sie notfalls sehr gut unter Feuer nehmen. Kaum fest, stellen wir das Strumkomando zusammen. Elke, Benno und ich werden wir die Lage auskundschaften.

Leise gehen wir an Land und schleichen uns durchs Dickicht zur Burg.

Von der Landseite ist sie durch hohe Palisaden mit der Aufschrift „construction work! entry prohibited! geschützt. Unmöglich da unbemerkt durchzukommen! Allerdings erinnern wir uns vom Keltischen Ring, daß es eine Möglichkeit von der Wasserseite gibt, direkt den Felsen hochzuklettern und von dort in die Festung zu gelangen.

Also schleichen wir uns zurück zum Ufer und schlagen uns durch das bis ans Wasser reichende Dornengestrüpp bis zu einer Stelle, an der die rund zehn Meter hohe bewachsene Felswand fließend in die Festungsmauer übergeht. Etwas rechts über uns sehen wir einen der runden Ecktürme. Etwa anderthalb Meter über dem Übergang von Felswand zur Mauer befindet sich eine vielversprechende Öffnung.

Benno klettert als erster los, ich folge ihm, rechts von uns versucht es Elke. Wir Schaffen es nur bis zur Mauer, weiter gehts nicht.

Aber Elke hat mehr Erfolg. Sie hat eine Kletterroute bis zum Turm gefunden. Wir klettern zu ihr rüber und folgen ihr.

Als wir den Turm erreichen trennen sich unsere Wege. Elke klettert nach links zum anderen Turm, Benno und ich ziehen uns in die Öffnung hoch und…..kaum zu glauben wir kommen rein.

Vorsichtig spähen wir in den Turm, es ist niemand zu entdecken. Vorsichtig klettern wir ein Stockwerk höher. Eine Diele führt uns quer durch den Turm zu einer Öffnung in die Burg. Leer! Niemand zu sehen.

Wir scheinen zur richtigen Zeit gekommen zu sein. Die gesammte Burg ist von innen eingerüstet, offentsichtlich versucht man sie zu verstärken, um ihre Wehrkraft zu erhöhen. Das ist unsere Chance! Durch eine Tür auf der anderen Seite des Burginnenraumes können wir das Wachpersonal in einem Container beobachten wie es den Eingang kontolliert. Außer Ihnen sind draußen noch einige Bauarbeiter mit irgendwelchen Ausbesserungen beschäftigt.

So schnell es geht schleichen wir uns eine Gerüstplattform nach der anderen ganz nach oben. Wir müssen zur Totenkopfflagge.

Ganz vorsichtig Schritt für Schritt, auf keine lose Diele treten, nichts darf knarren, kein Steinchen runterrieseln….ganz schön anstrengend auf Zehenspitzen da hoch zu klettern……aber wir schaffen es.

Ich weis nicht wieviele Stockwerke es sind, aber als ich oben auf der Zinne angekommen bin ist es verdammt hoch.

Benno behält den Innenraum unter Kontrolle, ich klettere auf die oberste Mauer und muss aufrecht balanzieren um an die Stange mit der Flagge zu kommen.

Mit beiden Händen versuche ich sie aus ihrer Verankerung zu wuchten.

Ich bin jetzt Meilenweit zu sehen…..wenn jetzt einer hier hochschaut ist alles vergebens………….Scheiß schweres Mistding, bloß nicht fallenlassen, bloß nicht das Gleichgewicht verlieren….aufgespießt von den Lanzen des Gerüstes……..ekelhafte Vorstellung….und jetzt ganz langsam Ablegen…….grade als mich die Kraft verlässt berührt sie den Boden. Fieberhaft knoten wir die Flagge los…………. und nichts wie weg.

Aber leise….leeeiiise!…..

Immer wieder rieseln kleine Krümel durchs Gerüst nach unten….hoffentlich hörts keiner….Etage für Etage…….man sind das viele…….endlich unten….Benno geht an der Tür vorbei und…..

wird von einer Wache empfangen!

Shit, ich stehe noch einen Meter hinter der Wand, könnte verschwinden, aber Benno hat die Flagge….blitzschnell trete ich in die Tür, um die Wache abzulenken und…..ja!!! Benno schafft es den Rest der Flagge unters Hemd zu schieben. Er sieht so leicht unförmig und übergewichtig aus aber ich texte die Wache voll…. Benno geht vor mir die Wache hinter uns.

Endlose Sekunden verstreichen bis wir zu Tür hinaus komplimentiert werden. Die Wachen sind stocksauer, aber was sollen sie tun? Zugeben das sie geschlafen gaben?? Ist auch doof, oder??? Also schnell weg und schwamm drüber. Gaaaannnz langsam trollen wir und in die falsche Richtung…..gaaanz ruhig bleiben…nicht nervous werden.

Sobald wir außer Sicht sind rennen wir zum Ufer und suchen Elke….sie hat alles aus einem sicheren Versteck beobachtet, bereit zu einem Ablenkungsmanöver falls was schief geht.

Wir rennen zum Schiff jetzt nix wie weg……..ohhh nooo, H ist verschwunden……..endlose, wirklich endlose Minuten vergehen, da taucht er endlich auf…..leinen —- sind schon los, ich knote schnell noch eine alte Nationale an eine Stange und………………….Sieg auf der ganzen Linie!

Wir haben die Flagge der Festung erfolgreich nieder geholt!

Wir breiten sie aus und sehen oben auf der Burg drei fassungslose Gestalten stehen.

Besser könnte unsere Stimmung nicht sein!

 

Zwei Stunden später.

Tordas liegt friedlich an den Laggan Locks, als draußen ein wirklich bestens gelaunter Kerl nach dem Typ im Schiff fragt der seine Flagge hätte.

Schnell wickle ich die schon bereitgestellte halbe Flasche Whiskey in die Flagge, gehe raus und wir tauschen die Flaggen.

Er bekommt seine Piratenflagge wieder, wir unsere alte Nationale, mit der wir immerhin schon im Packeis unterwegs waren.

Wir lachen uns von herzen an, er packt meine Hand drückt sie und man merkt daß auch er es für einen wirklich gelungenen Streich hält.

Ich liebe Schottland, und die Highlander!!!

 

Nach unserer Burgstürmung machen wir noch einen Ausflug zum Kilfinnan Wasserfall.

Es ist eine ganz schöne kletterei das Tal hinauf, schweißtreibend und das zieht die berühmt berüchtigten Midgies an.

Die gehen uns ganz schön auf die Nerven. Irgendwann können wir nur noch im Flussbett laufen, die Schlucht ist zu steil geworden um am Hang zu gehen.

Wir wollen unten an den Wasserfall, um zu….na ja, ich sag mal „duschen“ trifft es wohl am ehesten….

Jetzt säumen Felswände zu beiden Seiten unseren Bach, aber wir können den Fall schon hören und da schimmert es auch schon weis zwischen den Bäumen durch.

Als wir unten vor dem Kreisrunden Becken stehen staunen wir nicht schlecht. Aus ungefähr dreisig Metern höhe stürzt der Bach in freiem Fall runter.

Während die anderen Fotos schießen zieh ich mich aus und halt schon mal den Fuß rein, das Wasser ist überraschend warm, zehn, zwölf grad sind es bestimmt.

Ja, ja ich weis, saukalt, aber für einen Wasserfall dessen Wasser direkt aus den Munros kommt find ich´s eben warm. Hätten auch nur 6 Grad sein können!

Wahrscheinlich hat die Sonne die den ganzen Tag auf die Berge geknallt hat, die Hänge und das Wasser erwärmt, sehr windig war es heute nicht.

Also jedenfalls spring ich rein und tauche unter, sagenhaft tief ist es hier….ich schwimme bis an den Wasserfall und lass mich fotografieren.

Als ich wieder draußen bin sind die anderen auch schon Sprungbereit und wir drehen noch ne Runde, dann geh ich raus und mach auch Bilder von ihnen.

Ein wirklich echt supergeiles Nachmittagsbad!

Wir versuchen noch oben an den Wasserfall zu kommen, nach reichlich kletterei sind wirf auch deutlich höher am Berg, aber an die Kante kommen wir nicht ran, können nur von weitem mit dem Fernglas von oben schauen. Egal unten war´s eh viel besser….wir gehen zurück zum Schiff und machen noch ein bisschen „Partie“…

 

12.06.07

Meall Na Teanga

Morgens kommt der Schleusenwärter an, will wissen ob wir runter wollen und meint nach 21:00 Uhr sei schluss mit lustig, man hätte unsere Musik noch meilenweit gehört.

Waren bestimmt die Feriengäste in den Schappihütten unten am See. Bestimmt Engländer oder sowas, passt hier sowiso nicht in die Landschaft, is wohl eher für die Alpen designt worden. Na ja wir wollen jedenfalls unseren ersten Munro ( Berg über 3000 Fuß Höhe, es gibt hier über 280 zwischen 1344 und 915 Meter ) besteigen.

Wasserflasche, Fernglas, Karte, Messer, Kekse, Regenhut, Fließpulli, Kamera, Rescuecape, Kompass, alles wandert in die Rucksäcke. Schnell noch  einen Becher Caffee und zwei Brote runterwürgen und dann gehts los.

Natürlich mit Einrädern! Erst mal geht es nehmlich so fünf sechs Kilometer Loch Lochy entlang, bis zu den Ruinen von Glas Dóire.

Der gleichnamige Fluss, na ja sagen wir lieber Bach dazu, kommt aus dem Tal zwischen den beiden Munros hier am See und hat aus den Geröllmassen die er aus dem Tal wusch ein kleines „Mündungsdelta“ in den See geplült. Dort, im dichten, mit Dornengestrüpp gespickten, Wald finden wir nach einiger Suche die Ruinen. Nicht sehr spektakulär aber, — es soll hier definitiv spuken!

Und genau das ist der Grund für die Einräder. Gespenster, Geister, Dämonen, jedenfalls alle unsympatischen Gestalten meiden Einräder!!!

In der gesamten Mytologie ist noch niemals ein Halbwesen in der unmittelbaren Nähe von Einrädern gesichtet worden!!!

Und auch ich selbst habe noch nie als ich auf dem Einrad unterwegs war, eine Spukgestalt getroffen.

Also wie gesagt viel zu sehen gibts nicht, kein Wunder dank der Einräder, aber wir findens nett.

Da wir die Einräder auf demm weiteren Weg nicht mehr brauchen hängen wir sie an eine Esche und eines legen wir unter einen Haselnusstrauch. Das sollte so OK. sein für die Geister.

Jetzt müssen wir uns erst mal Hangaufwerts durch´s Unterholz quälen, um auf unseren Weg zu treffen, Glas Dóire war schließlich ein Umweg gewesen.

Wir kommen nur 50 Meter von unserem Abzweig aus dem Wald gekrochen….gar nicht so schlecht…

Nach einer kleinen Rast und einem Startkeks geht´s los, immer nur in eine Richtung, bergauf. 917 Höhenmeter liegen vor uns.

Die ersten fünfhundert davon durch das Glas Dóire Tal. Zur rechten erhebt sich ein immer steiler werdender Hang der hoch oben in Felswände übergeht.

Wie über einen Wasserfall strömen unaufhörlich Wolken von oben herab, sie lösen sich aber auf halber Strecke zu uns auf, meistens gehen wir in der Sonne.

Oben am Sattel sehe ich zum ersten mal eine wirkliche Wasserscheide. Ohne die geringste unterbrechung fließt das Wasser zu beiden Seiten ins Tal. Ein Fisch kann mühelos über den Berg Schwimmen. Dies ist um so erstaunlicher da kein seitlicher Zufluß da ist, das Wasser sikert einfach so aus dem Boden.

Auf der anderen Seite sieht man in die endlosen Highlands. Hier kann man tagelang laufen ohne auf ein Haus oder eine Strasse zu treffen.

Die Highlands werden sehr oft unterschätzt. Cailean der auch bei der Mountain Rescue arbeitet, hat uns erzählt, daß diesen Winter dreizehn Menschen erfroren sind, weil es zu mild war, — unten im Tal. Zwei junge erfahrene Männer sind im Dezember nur zwanzig fußminuten vom Auto weg erfroren. Blizzard! Die hohen Windgeschwindigkeiten machen eine Fortbewegung unmöglich. Wir haben es im Dezember selbst erlebt, als wir auf den Ben Hope gestiegen sind. unten vielleicht 10 Grad, so bei 600 – 700 Metern Höhe eine Sprungschicht nach der es vielleicht -2 bis -3 Grad kalt ist, und so rund 50 Knoten Wind in den aus wirklich allen Richtungen kommenden Böen.Trotz Skisöcken hat es uns mehrmals von den Beinen geweht, …und dann rutscht man erst mal ein paar Meter bevor man wieder halt findet.

In den Zehn Tagen in denen wir hier waren hat es an drei Tagen 110 bis 120 Knoten Wind an der Küste und über 500 Metern Höhe, hier keine Seltenheit.

Allein der Ben Nevis, den zwar viele tausend Menschen pro Jahr besteigen, weil er der höchste Berg im UK ist, weist statistisch sieben Todesfälle pro Jahr auf.

Die meisten stürzen beim Abstieg im Nebel über die Klippen die das Hochplateau säumen. Hört sich komisch an, aber wer hier schon mal Nebel erlebt hat weis wie schnell das geht. Und Nebel gibts hier reichlich.

Was sich noch seltsam anhört ist, daß jährlich rund dreisig Menschen in den Highlands durch Hirsche getötet werden, allerdings sind bei allen Unfällen Hunde mit dabei gewesen. Es gibt auch reichlich Wild hier, und Hirsche sind eben die Könige die ihr Rudel vor Wölfen beschützen, tja und die Bäume haben die Engländer abgeholzt und auf freiem Feld ist schon klar wer da den Kürzeren zieht……..

Wir sind jedenfalls gut ausgerüstet, denn weiße Flecken an den Munros zeigen, daß es hier auch im Sommer jederzeit Blizzards geben kann!

Wir winden uns in kleinen Serpentinen den Hang vor uns hoch. Es wächst zwar Gras, aber der Hang ist so Steil das jedes Steinchen bis ins Tal rollt, und genau das würde mit uns auch geschehen wenn wir fallen.

Und wie das immer so ist wenn mann einen Berg erklimmt, nachdem man den vermeindlichen Gipfel erreicht hat sieht man das der richtige erst der nächste,…. und der nächste,… und der…nein jetzt laufen wir auf einem Grad, links steile felsige Abhänge rechts ein nicht weniger steiler grüner Hang, aber der Grad wird immer flacher und breiter, ein gutes Zeichen.

Aber es dauert noch eine ganze Weile bis das Cairn,  eine Steinpyramide die hierzulande so ne Art Gipfelkreuz darstellt, in Sicht kommt.

Elke und Benno rennen los! Auf halben Weg überholt Benno Elke aber beide schaffen nicht mehr zu rennen. Das ist meine Chance. So leise wie möglich laufe ich los und als ich sie  erreicht hab renne ich, ja, ja, ja, Jippie erster!!!

Erschöpft legen wir uns ins moosige Gras, essen ein paar Kekse und trinken dazu ordentlich Quellwasser.

Durch lose Wolkenschleier schauen wir zum Loch Lochy und ins Great Glenn, ich lege mich zurück und schaue in den grauen Himmel.

Es gibt hier ganz in der Nähe eine Anhöhe, deren Gipfel immer in dichten Wolken steckt. Seine Höhe ist in keiner Karte verzeichnet, überhaupt findet man dort nur wage Andeutungen über seine Ausmaße und Form. Es gibt keinen Weg der zu ihm führt, geschweige denn hinauf.

Dennoch erzählt man sich, ab und zu gehe jemand dort hinauf und käme nie wieder herunter, aber dafür käme manchmal jemand dort herunter der niemals hinaufstieg.

Der Aufstieg führt über ewig lange, flache, Wollgrassümpfe. Es ist nass und kalt vom Nebel und beschwerlich weil man bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln einsinkt und von Midgies aufgefressen wird. Sie gehen in Heidehänge die bis zu den Hüften reichen und unten nur aus Fusangeln bestehen über.

Je höher man kommt desto steiler wird es, lange nasse glitschige Grasshänge lassen einen kaum vorwerts kommen. Dann folgen Hochmoore, die wie labyrinthe ohne Mauern sind. Lange Geröllfelder, teils mit kleinen runden Kieseln die sich ähnlich gut wie Sanddühnen ersteigen lassen, teil mit riesigen Quadern die alle einzeln zu besteigen sind, um auf der Rückseite wieder nach unten zu springen und dort vor dem nächsten zu stehen.

Über einem scheint sich der Berg in den niedrigen Wolken zu spiegeln, als ob ein auf dem kopf stehender Berg über einem hing.

Endlich findet man einen nassen rutschigen aber festen Weg, der immer steiler zu werden scheint, jedoch ohne Mühe zu bewältigen ist. Eine zeit lang hat man den Eindruck man würde wie eine Fliege die Wand hochlaufen….irgenndwie verliert man völlig das gefühl für oben und unten…..später denkt man sogar man würde überkopf auf dem Weg haften, aber nach ein paar Stunden dreht sich wieder alles um und man geht ganz normal……..bergab???

Ohne je einen Gipfel oder eine Anhöhe erreicht zu haben geht es den gleichen Weg zurück. Die Geröllfelder, die Hochmoore, steile Grashänge, Heide, die Wollgrassümpfe.

Aber wenn man unten angekommen ist, stellt man bald fest das etwas nicht stimmt.

In Glas Dóire merk man, daß dies hier eine andere Welt, eine andere Zeit, als zu der man aufbrach ist.

Aber nie wirst du zurück in deine Welt kommen es sei denn du gehst exakt bis auf jeden Schritt dengleichen Weg zurück.

Denn jeder Weg führt in eine andere Zeit, eine andere Welt….und es gibt unendlich viele Wege durch die Wollgrassümpfe, Heide, Gräshänge, Hochmoore und Geröllfelder….

 

„Auf wir wollen los“, werde ich geweckt. Es ist plötzlich kalt nass und pottendichter Nebel zieht an uns vorbei. Schnell weg hier!

Ich bin mir sicher, daß wir bestimmt doppelt solange absteigen wie wir hochgestiegen sind.

Irgenwann haben wir´s endlich geschaft. Vor uns hägen die Einräder im Baum. Wir sind in der richtigen Zeit am richtigen Ort!

Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Strand bevor wir mit ziehmlich wackligen Knieen nach Schiffe radeln.

 

Mit der letzten Schleusung kommen wir nach unten ins Loch Lochy, die erste Schleuse abwerts.

Eine steife Briese weht uns mit bis zu neuneinhalb Knoten ans andere Seeende, Gairlochy. Zum ersten mal seit langem regnet es etwas.

Ein leckeres Chili sättigt uns  bis zum Umfallen und genau das machen wir dann auch.

Gute Nacht.

 

 

13.06.07

Fort Williams

Noch vor dem Frühstück geht´s zwei Schleusen runter, und durch zauberhafte Landschaft bis zum obersten Stufe von Neptun Staircase. So wird die längste Schleusentreppe der Welt genannt. Acht Schleusenkammern hintereinander gibt es nur hier. Der Höhenunterschied beträgt gut über zwanzig Meter, Ok, nicht wirklich ein Rekord aber fürs Baujahr 1814 doch ganz gut, oder?

Wir Satteln die Einräder und ab gehts ins etwa drei Meilen entfernte Fort Williams.

Das schöne Inverlochy Castle liegt auf dem Weg. Wir klettern etwas in der Ruine rum bevor die Shopping Tour startet.

Für Benno ein Kilt, für Elke eine Windjacke und für mich ein Flachmann für den kleinen Schluck unterwegs.

Zum Schluss bunkern wir noch reichlich Lebensmittel und fahren wegen der Schlepperei mit dem Bus zurück.

Der abendliche Besuch im Pup fällt sehr kurz aus, hier machen sie bis um elf die Schotten dicht, das erste mal auf unserer Reise.

 

 

14.06.07

Stalker Castle

Durch die Schleusentreppe braucht man im schnitt eineinhalb Stunden, dann kommen noch eine Meile Kanal und die drei Schleusen von Corpach Sealock, dauert noch mal ne dreiviertel Stunde. Von 10:00 bis 14:00 kann wegen Niedrigwasser im Sealock nicht geschleust werden, die Wassertiefe in der Ausfahrt würde zu gering sein. Ab 12:00 laufen in einer Engstelle im Loch Linne bis zu 5 Kts Strom gegenan. Tja und die Schleusenwärter fangen um Acht an.

Bevor ihr jetzt rechnet,…..es passt nicht!

Aber wir schaffen es!

Um 07:55 ablegen.

08:00 in der ersten Schleuse fest, Tor schließt.

09:00 letzte Schleusung beendet, Eisenbahnbrücke ist schon auf, aber die Strassenbrücke…geht und geht nicht auf..

09:10 Endlich Brücke auf, Tor geht auf und Hebeln auf den Tisch.

09:25 ein fast zu Schwungvoller Anleger von mir im ersten Corpach Lock, der Schleusenwärter sagt uns noch kanns klappen…

09:50 Corpach Sealock fest.

10:05 Die beiden Schleusenwärter loten nochmal die Wassertiefe, es geht noch..

10:10 Das Tor geht auf, wir schwimmen wieder im Meer, genauergesagt im Loch Linne einem langen Meeresarm der wie ein Fjord tief ins Hochland eindringt.

10:20 Aufschiesser im Fahtwaser,Grossegel setzten, nein hängt hinter der Dirk, nochmal ein Stück runter und wieder hoch ja, ja, noch eine Umdrehung mit de Winsch und…festgefahren!

Schheiß ´n Dreck ´n Mist und das Wasser läuft ab…Rückwerts, drehen, Wind ins Grossegel, schnell Fock setzen vorwerts, rumeiern und……..frei!!!

Uff das ist grade nochmal gutgegangen, das wärs jetzt gewesen, schön fünf Stunden auf der Sandbank bis das Wasser wieder da ist, und das wo alles so gut lief,

grade nochmal……

10.40 Alle Segel gesetzt,…..und Wind weg. wie das immer so ist.

Nach und nach kommt der Wind wieder, teilweise segeln wir mit 9,4 Knoten. Abe wenns am schönsten ist…..soll man bleiben und sich genau umschauen.

Also, die Lappen runter und den Anker auch. Warum??? Na genau gegenüber liegt Stalker Castle. Diese eine kleine, auf einer Insel, kaum größer als es selbst. Ja genau das aus der Schlußszene von Ritter der Kokosnus.

Allein wir kommen noch nicht hin, zu wenig Wasser! Bei Niedrigwasser ist Stalker Castler nur von hüfttiefen „Pfützen“ umgeben, so machen wir erst noch einen Ausflug zur Insel gegenüber auf der ne Ruine zu erkunden ist, bis die Flut genug Wasser in die Bucht getrieben hat….

Eine Runde, noch ne Runde, wie die Japaner umkreisen wir mit Fotoapperaten bewaffnet Stalker Castle. Ist aber auch wirklich fotogen….

Als wir endlich gelandet  sind und wir direkt vor den hohen Mauern stehen scheint es gar nicht mehr so klein….unwillkürlich muss ich immer wieder nach oben schauen, ich suche die Zinnen nach wild fluchenden Franzosen ab…..ob ich will oder nicht. Den anderen gehts genau so….der klang der Flüche liegt uns in den Ohren…..

Nachdem alle genug in ihren Erinnerungen geschwelgt sind, werfen wir noch ein paar sehnsüchtige Blicke zurück, als wir zum Schiff motoren.

Anker auf und weiter gehts mit super Segelwind nach Kerrera………

 

15.06.07

Kerrera

Kommt euch der Name irgendwie bekannt vor? Ja sicher kommt er euch bekannt vor. Ihr habt von der Insel und den Ereignissen die sich  im Februar 1991 dort zutrugen alle schon gelesen!

Es waren Ulf, Torben und Marry deren Abenteuer ihr Finale fanden……..na dämmerts??? Richtig, der keltische Ring!

Das fantastische an diesem Buch ist, daß wirklich alles was darin beschrieben wird, auch genau so dort vorzufinden ist.

Wir ankern also dort wo die Rustika lag.

Morgens machen wir uns auf den weg nach Gylen Castle, wegen der Einräder müssen wir zweimal mit dem Beiboot fahren.

Tja was gibt es zu berichten, hhmmm??? Also den „Ring“ habt ihr ja alle schon dreimal gelesen, dort steht eigendlich alles drin….außer, jadas ist wirklich berichtenswert:

Also Gylan Castle und Umgebung sind mit den steilen Grashügeln, die von den Schafen im Zustand eines englischen Rasens gehalten werden, und den kleinen Steinklippen ein absolut supergeiles Einrad Performance Areal! Wow!!!

Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein paar Glas „Marmelade“ im krassesten Shop den ich je gesehen habe: Ein alter Pferdehänger, schön blau angemalt, ein paar Regale drin, an die Wand geschraubt, mit selbstgemachten Marmeladen, Kompotten, mixed Pickels und Schmuck vollgestellt, preisliste an der Wand und Einwurfkasse auf dem Boden. So einfach gehts! Schmeckt jedenfalls klasse, die Sachen!

Abends verholen wir eine Meile auf dei andere Seite des Kerrera Soundes, nach Oban.

Der Hafen ist wie immer gut gefüllt. Nachdem wir eine Hafenrunde gedreht haben, ruft uns ein Fischer an. Wir erklären ihm das wir einen Liegeplatz suchen, er ruft daraufhin über Handy die Hafenmeisterin, die natürlich lange Feierabend hat, zu Hause an. Nach zwei Minuten erklärt er uns wir sollen uns an das Päckchen der vier Fischerboote hinter Ihm legen……eigendlich total normal in Schottland,- und nicht nur hier, aber in Deutschland undenkbar….

 

16.06.07

Oban

Gestern abend haben wir in einigen Pubs mit reichlich Beer den Abschied von H. gefeiert. Er verlässt uns heute, Frau und Job rufen….

Wir machen nach dem Frühstück die Stadt unsicher. Oban ist mit seinen 8000 Einwohnern das „Zentrum“ der Nordwestküste.

Es gibt reichlich Shops, grade auch für uns Touries und wir klappern sie alle ab. Benno und ich stielecht im Kilt.

Mittags gibts Chips mit Salt & Vinager. Auf den Besuch der örtlichen Destille verzichten wir aus Zeitgründen, obwohl so ein Besuch ja immer lohnend ist, schon ohne die berühmte Abschlussverkostung ist man durch den hohen alkoholgehalt der Luft ohnehin schon recht angedudelt und interessant ist es natürlich auch….obwohl Oban nicht my fafourite ist…

Dafür radeln wir noch hinauf ins Colloseum. Ja richtig C O L L O S E U M ! MacGraig, amerikanischer Bauunternehmer schottischer Abstammung lies hier 18hundertschlagmichtot das römische Colloseum im Maßstab 1:3 nachbauen. Ist aber nie fertig geworden weil er vorher starb und seine Erben die Idee nich sooo gut fanden und deshalb die Arbeiten eingestellt wurden.

Um 16:00 ist es soweit, wir bringen H. zum Bahnhof, als er im Zug sitzt zücken wir Tempotaschentücher und winken……

Auf dem Weg zum Schiff betelle ich noch tausend Liter Diesel. Als ich vom Hafenmeister komme dauert es noch fünf Minuten, dann iist der Tankwagen da.

Es wird ne ziehmliche Schinderei den dicken Schlauch über die vier Fischerboote zu schleppen, aber wenn alle anpacken gehts ganz gut.

Nach einer viertel Stunde ist der Diesel im Tank. Zehn Minuten später ist alles zum Auslaufen klar. Wir schneiden in See ( hört sich besser an als „stechen“, oder? doch nicht? egal…)

Noch im Hafen gehen die Lappen hoch. Draussen im Loch Linne erwarten uns gute 6 Beaufort aus Nordost. Mit halbem Wind und Fast neun Knoten rauschen wir dem Sound of Mull entgegen. Ein zwei Meilen vor uns segelt eine andere Ketsch gleicher größe unter Fock und Besan. Als wir die Races am Eingang zum Sund erreicht haben liegen wir gleichauf.

Ahhh ja, was will uns der Dichter damit sagen? Also Aufgrund der starken Gezeitenströmungen entstehen hier Stromwirbel, Eddies genannt, Stromschnellen, ähnlich wie auf Flüssen, Races genannt und Stehende brechende Wellen, deren größe nur zum Teil vom Seegang abhängt, sogenannte Overfalls und heavy Overfalls.

Je nach örtlichen Gegebenheiten und Wind und Wetter können die Auswirkungen beträchtlich sein. Es gibt Eddies vor deren befahren gewarnt wird, weil schon Schiffe hineingezogen wurden und sanken….Races in denen man queerschlägt, weil durch die hohe Geschwindigkeitszunahme des Stromes die Ruderwirkung verlorengeht, das Schiff wird sozusagen vom Wasser überholt. Und Overfalls vor denen Zitat „auch Schiffe über 80.000 Tonnen“ gewarnt werden. Für kleinere Schiffe besteht immer das Risiko zu sinken, weil durch die viele Luft, die durch die Overfalls ins Wasser gepumpt wird, die Dichte drastisch abnimmt, sodass das Schiff viel tiefer im Wasser liegt. Das Deck steht ohnehin von der allseits brechenden See unter Wasser, man verliert jede Orientierung überall ist Wasser.

Zur richtigen Zeit mit dem richtigen Wetter sind all diese Stellen harmlos…aber manchmal reicht schon eine viertel Stunde und aus ruhiger See entsteht ein Inferno….

Ja und gleichauf liegen bedeutet, daß man den anderen eingeholt hat und sozusagen nebeneinander segelt.

Also wir erreichen die Races zu der Zeit an der sie am geringsten sind, dennoch wird nass, einige der „Tratschwellen“ finden den Weg an Deck.

Locker ziehen wir am anderen vorbei und…….dann ist der Wind weg! Der Wind vom Loch Linne schafft den Weg in den Sound nicht…schade.

Lappen einsammeln, Maschine an und noch zwei Stunden tapfer motort, dann ist Portree  erreicht.

Die Gemini  Storm, ein Motorboot baugleich mit den hiesigen Seenotrettungskreutzern, mach für uns die Quai frei und geht anschliessend wieder bei uns längsseits.

Auch völlig normal hier…nicht nur hier, aber nicht……… na ja deshalb segeln wir ja auch so gern an fremde Küsten.

 

17.06.07

Tobermorry / Canna

Tobermorry einer der schönsten Städte der Westküste. Na ja Stadt ist mit Sicherheit übertrieben, aber immerhin ist Sie der Hauptort der Insel Mull. Liegt man in der geschützen Bucht vor Tobermorry, stechen einem sofort die knallbunten Häuser ins Auge. Leuchtgelb, Neonrosa, blau, rot, rotgelb gestreift, grün, violetlila, in allen Farben

schillert die Uferpromenade. Die Häuser sehen aus als ob sie im dunkeln leuchten würden…muss glaub ich mal im Winter her um nachzuschauen, jetzt wird´s nachts nicht wirklich dunkel.

Die Schotten haben sonst eine große Vorliebe für grau, damit meine ich nicht etwa verschiedene Grautöne, nein alle scheinen dieses eine, dieses Spritzbetongrau zu lieben. Vielleicht wollen sie sich auch nur im Nebel besser tarnen…na jedenfalls hier sind die bunten Häuser der Knaller schlechthin, in einem schwedischen Küstenort würden sie bestimmt nicht auffallen.

Am linken Ende der Bucht steht dann noch malerisch die örtliche Destille, sieht schön aus, des Stoff schmeckt aber eher wie Korn, nicht nach Whisky…

Hinter der Uferpromenade kommt ein Steilhang und über der Bucht liegt dann die eigendliche Ortschaft.

Mit bunten Sonnenbrillen und bunten Einrädern durch die bunte Einkaufsmeile, ein paar Postkarten, einige Rollen der  begehrten „Ginger Nuts“ zu deutsch Ingwerkeckse und Oliven sind die Beute.

Um dei Mittagszeit machen wir uns auf den Weg nach Canna, eine kleine langgezogene Insel Südwestlich von Skye.

Leider weht kein Wind, wir müssen motoren. Aber die Flaute hat auch gute Seiten. Wir fahren dicht unter der Westküste von Rum, einer Insel die fast ausschlieslich aus hohen Bergen besteht und spektakuläre Cliffs hat, entlang.  Die See ist ruhig und so stoppe ich das Schiff, das Dingi wird klargemacht und ein Expeditionsteam macht sich daran die großen Höhlen die das Meer in die Cliffs gefressen hat zu erkunden.

Ich bleibe allein an Bord zurück. Ein paar Minuten später ist das Schlauchboot in der erst Höhle verschwunden.

Stille….das Schiff schaukelt sanft vor den fast zweihundert Meter hohen Klippen…Lummen, Basstölpel und ein paar Papageientaucher und Tordalke fliegen und schwimmen herum. Am Horizont Eigg, Muck, Skye, Canna, Mull und in nebliger Ferne die äußeren Herbriden….und viel viel Meer,…sonst nichts, kein Schiff, kein Schornstein, keine Dunstglocke, keine Gebäude, keine Menschen….Einsamkeit….schön!

Das Schlauchboot taucht wieder auf….und verschwindet in der nächsten Höhle…

Letztes Jahr, Orkney, Stromness, Ferry Inn. Wir machen uns einen gemütlichen Abend bei Livemusik. Die Musiker geben alles. Mit Fiddle, Guitarre, Barran Drum und Piepes spielen sie Reel, Skiff und Blues! Habt ihr schon mal Blues auf dem Dudelsack gehört? Supergeil!

Der Pub platzt aus allen Nähten, Superstimmung, ich gönne mir einige Pint Red Macgreggor. Als die letzte Zugabe vorbei ist, werde ich an der Theke von ein paar Männern angesprochen, woher, wohin, womit, die üblichen Fragen. Es ist die Crew eines Tauchbootes von Scapa Flow. Besonders viel Deutsche tauchen nach der deutschen Flotte die sich hier nach dem ersten Weltkrieg selbst versenkt hat. Wir plaudern noch ein bisschen, als dann mein Bier vor mir steht will ich gehen, aber einer der drei nimmt mich beiseite. Er zieht mich in eine Niesche hinter dem hinteren Ende der Theke. Ich bin etwas erstaunt. Er packt mich mit einer Hand um den Nacken und zieht mich zu sich herunter, er ist vielleicht einen halben Kopf kleiner, und spricht mir so laut und deutlich das ich, aber kein anderer im Kneipenlärm verstehen kann zu mir.

Er erzählt mir von einer Höhle in Fair Isle, irgendwo im Hafen, wo genau will ich nicht veraten, deren Eingang unter Wasser liegt. Nur bei Niedrigwasser und wenn man genau weis wo, kann man schwimmend oder mit einem flachen schmalen Beiboot hinein. Dahinter verbirgt sich, – aber davon berichte ich später, jedenfalls wurde die Höhle früher von Schmugglern benutzt um sich und ihr gut zu verstecken. Als ich ihn fragen will woher er das weis und warum er mir das erzählt, klopft er mir auf die Schulter und lächelt mich an. Genau in diesem Moment schaut sein Kumpel um die Ecke, sagt barsch er soll sich beeilen und zieht ihn hinter sich her aus der Kneipe.

Ich trinke mein Bier und denke über die ganze Sache nach…aber ich kann mir keinen Reim darauf machen.

Das Schlauchboot ist wieder zu sehen und fährt ein paar hundert Meter weiter zu einer seht großen Höhle. Ich muss kurz die Maschiene anlassen um vom Strom nicht auf die Untiefen gedrückt zu werden. Ich drehe das Schiff um 180°, das Echolot zeigt 28m, 15m, 7m, ich spüre wie der Kiel kurz über eine Kelpbedeckte Untiefe glitscht, 12m 35m, die Uferzonen sind hier alle nicht vermessen, wozu auch, man muss immer mit Felsnadeln und Untiefen rechnen. Wenn eine Dühnung läuft, oder Seegang ist kann man sie an den brechenden Wellen und Stromwirbeln erkennen, aber bei ruhigem Wasser ist Vorsicht geboten. Doch Tordas hat einen massiven Stahlkiel und eine Eispanzerung, sodaß Grundberührungen und Trockenfallen kein Problem sind.

Der Motor ist wieder aus, wieder ist alles Still und ruhig, die Luft steht, Vögel schreien in den Klippen über mir, es riecht nach Seetang und Guano…

Jedenfalls versuchen wir seit letztem Jahr jede interessante Höhle zu untersuchen.

Das Schlauchboot erscheint in einer dunklem Öffnung zwischen den Felsen und nimmt Kurs auf Tordas.

Alle sind Klatschnass. In den Höhlen Schwappt die See oft unberechenbar. Aus heiterem (Höhlen-) Himmel bricht sich eine Welle auch bei scheinbar glattem Wasser,- so geschehen ins Schlauchboot. Ganz so einfach und ungefährlich ist es nicht, man muss schon ein paar Tricks kennen….

Zwei Stunden später laufen wir in die Ankerbucht von Canna ein.

Obwohl die Bucht wegen des vielen Kelp berüchtigt schlechten Ankergrund hat, hält unser 80Kg Stockanker wie immer sofort. Grade bei starkem Bewuchs ist dieser Traditionsanker unschlagbar, alles andere, Bruce, M, Delta, selbst CQR, versagen hier oft und ernten nur Grass statt sich einzugraben, aller Werbung zum Trotz!

Rucksäcke werden gepackt und dann begeben wir uns auf einen ausgedehnten Landgang.

Auf einem einsamen Felsen, der durch eine schmale Klippe mit der Insel Verbunden ist sind die Reste eines Wachturmes dort an die Wand geklebt, wo der einzige Zugang zum Platteau ist. Die Anlage diente als Gefängnis, Kerker einmal  andersherum, eingeschlossen von senkrechten Klippen, den Unbillen des Wetters ausgesetzt…

Wir Laufen den Klippen entlang, durch Orchideen, Alpenfeilchen, den überall wuchernden Iris, Wollgras und was weiss ich. Canna ist der „Garten der Hebriden“

Durch Schwärme von Midgies und Hochmoore Kämpfen wir uns auf den höchsten Punkt der Insel. Ist ganz schön weit durch die weglose Wildnis, ´n Hügel, noch n´ Hügel, noch n´ Tal, noch n´ Hügel usw……

Oben haben wir trotz der nur 241 Höhenmeter eine tolle Aussicht. Ich jongliere in der Dämmerung mit Fackeln, na ja wenigstens die Midgies sind beeindruckt…

Der direkte Rückweg ist steiler als wir dachten, als wir uns runtergekämpft haben gibts dafür noch ein Schluck Ardbeag aus dem Flachman.

Bald nachdem wir an Bord sind falle ich in zufriedenen Schlaf, ein sehr schöner Tag war das.

 

18.06.07

Loch Scalvaig

 

19.06.07, 20.06.07

Kallin

 

21.06.07

St. Kilda

 

22.06.07

Ensay

 

23.06.07

Stornoway

 

24.06.07

Stornoway

 

25.06.07

Stornoway

 

26.06.07

Handa

 

27.06.07

Loch Eriboll / Eilean Hoan

 

28.06.07

Rousey / Trumland Pier / Bob

 

29.06.07

Rousey / Eynhollow / Holm of Stackness / Egilsay / Wyre

 

30.06.07

Rousey / Trumland Pier / Edmont

 

01.07.07

Kirkwall

 

02.07.07

Stronsey Firth

 

03.07.07

Nordsee

 

04.07.07

Nordsee

 

05.07.07

Nordsee

 

06.07.07

Kristiansand

 

07.07.07

Teigtholmen Skäre

 

08.07.07

Risör

 

09.07.07

Marstrand

 

10.07.07

Donsö

 

11.07.07

Gottskär

 

12.07.07

Hven Backvicken

 

13.07.07

Lübeck