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03.07. Roscoff – L’Aber Wrac’h

Bei Sonnenschein hat der Nordwest auf 2Bft abgenommen, aber nachdem wir bei Hochwasser die Enge zwischen Roscoff und der Île Batz verlassen empfängt uns eine lange Dünung, die uns unter Maschine ordentlich schlingern lässt. Eine Herausforderung für so manchen Magen. Dafür ist die Küste um so schöner.  Bald sehen wir die Île Vierge mit ihren beiden Leuchttürmen. Der 1902 gebaute große Leuchtturm “Grand Phare de l’Ile Vierte” ist mit 82,5 m der höchste Leuchtturm Europas und der höchste Steinleuchtturm der Welt. Die vorgelagerten Felsen erscheinen gefährlich wie ein Haigebiss mit mehreren Reihen von Zähnen. Zwischen ein paar Zahnlücken fahren wir durch eine enge Rinne dicht an den Felsen vorbei in das Fahrwasser. Wir beschließen, wenn möglich, später einen Schlauchbootausflug zu den Felsen zu machen. Der Hafenmeister empfängt uns mit dem Schlauchboot mit „this is a Port of call, you should have called us“ . Später stellt sich heraus, er hätte uns einen „besseren“ Liegeplatz freigehalten, wenn wir uns angemeldet hätten. Wir sind aber recht zufrieden mit unserem Platz am Außenschlengel. Nachdem wir fest sind, wird sofort das Schlauchboot flott gemacht und raus gehts mit ca. 14 Knoten zu den Felsen. Als Erstes bringe ich Nicole und Guido zu einer kleinen Insel auf der sie Robinson Cruso spielen. Anschließend setzen wir Jules und Ulla in einer kleinen Bucht ab, sie wollen schnorcheln gehen. Dann geben wir selbst Gas. Gischt spritzt in der Bugwelle auf und wenig später sind wir dort vorn an den Felsen. Vorsichtig tasten wir uns zwischen Kelpbewachsenen Steinen unter Wasser durch. Es ist gar nicht so einfach einen Landeplatz zu finden, selbst die geringe Dünung pumpt ordentlich Wasser durch die Lücken. Es fühlt sich an, als ob die See atmet. Schließlich finden wir eine Stelle und Benno springt mutig auf den Felsen. Elke und Maja folgen, ich werfe noch den Anker achteraus und folge mit einem großen Schritt. Wir beklettern den Felsen ausgiebig,  ziehen uns aber oft zurück um die Jungvögel auf den höchsten Punkten nicht zu stören.  Nachdem wir uns als wieder gesammelt haben, sitzen wir Abends noch mit der Crew eines anderen deutschen Schiffes, bekannten von Nicole und Guido,  an Bord der Tordas und genießen den Abend bei Bier, Cidre, und Gesprächen.

Am nächsten Tag wandern wir auf dem schönen Rundwanderweg zum Semaphor, einer Signalanlage aus Vor-Handy Zeiten. Hier vor der Küste  strandete am 16. März 1978 nach einem Ausfall der Ruderanlage der Supertankers Amoco Cadiz und verpestete mit 223.000 Tonnen Öl 350 Kilometer Küste. Die Katastrophe wurde von hier beobachtet. Unvorstellbar. Glücklicherweise ist heute kaum noch etwas von der Verschmutzung zu sehen, aber das Öl liegt immer noch unter Sand und Seetang verborgen an der Küste und gibt seine Bestandteile ins Wasser ab. Auch hier wachsen überall die Hortensien. Auf einem schönen tunnelartig zugewachsenem Weg kommen wir ans Meer und laufen zurück. Ein paar Crepes am Hafen runden den Ausflug ab.

Zurück an Bord fällt uns sofort das große Coastguard Schiff an der großen Mooringtonne vor dem Hafen auf. Benno, Elke und mir ist schon klar was folgt. Das Schlauchboot fährt bereits scheinbar ziellos durch den Hafen – und nein, was für ein Zufall aber auch, legt am Ende der Rundfahrt zufällig bei uns an. „Papiere bitte“, „woher, wohin“, etc., das Übliche. Der Chef will unbedingt wissen wer der Eigner ist. Ich beharre auf unser Schiffszertifikat, welches, ähnlich dem Fahrzeugschein, keine Rückschlüsse auf die Eigentumsverhältnisse zulässt. Er versucht sein Schiff anzufunken, – nichts. Er leiht sich von seinem Kollegen das Handy und ruft an, – ohne Erfolg. Er entschuldigt sich, steigt ins Schlauchboot und fährt auf sein Mothership. Seine beiden Kollegen „besichtigen“ solange das Schiff. Aber eines muss man wirklich sagen, manchmal sind sie zwar etwas anstrengend, aber alle ausgenommen freundlich. Das meine ich ernst! Da können sich die deutschen Beamten, welche nach der Wende anscheinend überwiegend den Stiel der DDR Grenzbeamten angenommen haben, mal was abschauen. Schließlich kehrt der Chef zurück, händigt uns freundlich einen Durchschlag des Protokolls aus und die drei verabschieden sich. Auf dem Formular steht übrigens nichts von Eigentumsverhältnissen, nur Captain und Registration sind gefordert…..aber man kann es ja mal versuchen 😉

Auch diesen Abend verbringen wir mit Gästen an Bord, diesmal ein holländisches Pärchen. Auch sie haben uns schon in Scheveningen gesehen, Maja kannten sie auch schon und heute kamen wir ins Gespräch. Sie warten hier auf passendes Wetter um die Biskaya zu überqueren. Erst spät kommen wir in die Kojen.