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25.06. Cap de la Hague, Race of Alderney

Am nächsten Morgen machen wir vorm Ablegen noch einen kurzen Landgang. Es ist wunderbar! Ein richtig natürlicher Strandwall mit groben Kieseln empfängt uns. Darauf wächst Meerkohl und dazwischen tollt ein sehr gut gelaunter Terrier herum. Zurück an Bord binden wir vorsorglich ein Reff in Groß und Besan und legen von der Mooring ab, Kurs Richtung Cap de La Hague.

Wir fahren zunächst mit ein bis zwei Meilen Abstand unter Land um den hier vorhandenen Neerstrom auszunutzen. Er setzt mit 2-3 Knoten nach West während etwas weiter draußen der richtige Strom mit 3 Knoten nach Ost setzt. Der Nachteil: Bei 5-6 Bft WNW baut sich mit Strom gegen Wind eine unangenehme See auf. Anfangs mache ich (Jogi) mir Sorgen wie das erst am Cap sein wird, aber Elke ist zuversichtlich, also setzen wir Groß Besan und Fock und segeln hoch am Wind weiter. Wenn man am Cap de La Hague in die Race of Alderney einfährt, gibt es kein Zurück mehr, weil man bald vom  Ebbstrom mit 7-8 Knoten auf die andere Seite der Meerenge befördert wird. Wir sind genau pünktlich zum Kentern des Stromes am Cap und kreuzen auch ca. eine Meile westlich davon nach Südwesten. Auf der Ostseite der Straße von Alderney sind die Seegangsverhältnisse besser als vor Alderney. Races (würde ich mit „Stromschnellen auf offener See“ übersetzen), Overfalls (brechende See) und Eddies (große Strudel in die man nicht hineingezogen werden sollte) gibt es aber überall in dieser Seeregion, wenn der Strom seine volle Stärke erreicht hat. Da wir das Race of Alderney zwar zur Springzeit, aber mit einsetzendem Strom passieren, haben wir keine Probleme und verhältnismäßig gute See, – wir hatten also richtig gerechnet -. Nur die Sicht lässt ab dem Cap  mit 1-2 Meilen sehr zu wünschen übrig. Vor Flamanville wenden wir dicht vor den malerischen Kernkraftwerken, im Hintergrund thront drohend die riesige Anlage La Hague über dem Cap.

Wir Reffen aus und mit drehendem und nachlassendem Wind vor Sark und Guernsey wenden wir Richtung Süden. Wir umsegeln Jersey Wind und der Gezeit geschuldet im Osten. Die Küste sieht sehr einladend aus, aber wir dürfen mit den Hunden englisches Territorium nicht auf eigenem Kiel betreten. Mit der letzten Flut umrunden wir am Ostende Jersey und segeln mit dem einsetzenden Ebbstrom an der Südküste nach wieder nach Westen. Die Sonne scheint und siehe da, wir bekommen Begleitung von ein paar großen Tümmlern. Die ganze Crew eilt mit Kameras bewaffnet an Deck. Die Stimmung ist prächtig, Abendsonne und Delfine vor toller Kulisse! Sie besuchen uns jedoch nur kurz. Dies sollen tatsächlich die einzigen Wale bleiben, die Jogi und ich auf dem gesamten Törn zu Gesicht bekommen.

Südlich von Jersey entscheiden wir alsbald nicht ST. Malo, sondern direkt Lézardrieux weiter im Westen anzulaufen. Wir wären gerne nach der Piratenstadt St. Malo gefahren, aber da der Wind auf NW gedreht hat und die nächsten Tage so weiterwehen soll, würden wir uns sonst eine lange Kreuz einhandeln. Immerhin waren wir 2008 schon mal dort.  Lézardrieux können wir anliegen. Da es bereits kurz vor Niedrigwasser ist, können wir auch nur wenige Häfen in der gesamten Bucht von St. Malo anlaufen. Die meisten Häfen sind bei zehn bis zwölf Metern Tidenhub nur zwei Stunden vor bis eine Stunde nach Hochwasser zu erreichen. Danach werden die Tore geschlossen oder trockenfallende Barren blockieren die Zufahren.

Am frühen Morgen des 26sten kommen wir an. Die Einfahrt im Morgengrauen bis Lézardrieux vorbei an der Ile de Brehat ist wunderschön und lohnenswert. Wir genießen die Fahrt zwischen den bewaldeten Felswänden vorbei an schönen alten bretonischen Steinhäusern.Doch der Fluss hat es in sich. Uns empfängt eine Strömung vom feinsten. Der U-Törn im Hafen an den Schwimmsteg in der Flussmitte verlangt ein Manöver von höchster Genauigkeit. Und beim Anlegen wird’s nochmal etwas schwieriger, da auch der Schwimmsteg der als Warteschlengel mitten im Fluß bei zehn Metern Tidenhub an langen Ketten verankert ist, „leicht“ in der Strömung schwoit. Ich rufe „dichter!“ zu Jogi und denke Tordas bewegt sich weg vom Steg, dabei ist es der Steg, der sich von uns fortbewegt – aber: er bewegt sich anschließend auch brav wieder auf uns zu und so spielen wir uns ein, machen fest und können das Ankommen genießen. Die Stege mit Landzugang werden im Laufe des Vormittags verlassen und nach einer Mütze Schlaf verholen wir an einen freigewordenen Platz. Unter dem Steg winden sich Zucker- und Fingertang in der Strömung. Im Schutz der Schwimmpontons stehen die Meeräschen.

Gleich hinterm Duschhaus führt ein Pfad hinauf in den beschaulichen Ort. Bei der Kirche kommen wir an und erreichen 5 vor 12 den Supermarkt des Ortes. Puh, gerade noch vor der Mittagspause ergattern wir Baguettes und Tomaten. Die Rettung für die hungrige Crew an Bord.