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06.06. Ankunft Vlieland. Sturm abwettern

Um 02:00 in der Nacht wechselt die Wache von Jules und Benno auf Niels und Elke.

Es klappt grade so mit der Zeit und dem Wind und so beschließen wir hinter Terschelling durchs Stortemelk Fahrwasser nach Vlieland in Deckung zu gehen. Terschelling und Vlieland…Namen die wir besser nicht wörtlich nehmen, zumal das Schwerwetter schon näher kommt. Hoch am Wind kämpfen wir uns voran. Hier, auf den Sänden weit draußen soll  irgendwo ein Wrack mit einem Goldschatz liegen der nie gehoben wurde.

Um 08:20 nehmen wir dicht unter Vlieland im Windschatten des Dünenwaldes die Segel runter. Wir müssen aber noch um die Ecke auf die Süd- und Luvseite der Insel. Als wir an der Westspitze um die Ecke biegen kommen uns schon 7 Bft SSE und ein zarter Ebbstrom entgegen. Kurz hinter der Ecke nimmt der Strom noch zu und mit teilweise 0,3 Kn Fahrt. Ich leg den Hebel auf den Tisch und wir quälen uns weiter….bald haben wir schon wieder 1,3 Kn „Speed“. Viel mehr Strom und Wind dürfte es aber nicht sein….

Um 10:00 kommt ein Dreimaster aus dem Hafen und wird von der Strömung sofort weggedrückt…wir passieren rot an rot, also sozusagen im „Linksverkehr“. Die Frage, ob im Hafen genug Platz ist, hat sich somit positiv beantwortet…wir brauchen sicher nur halb soviel Liegeplatz. Mit rauschendem Querstrom laufen wir in die Enge Hafeneinfahrt ein…jetzt kommen die 7 Bft voll von achtern, aber das äußere Becken ist groß genug für einen U-törn.

Vor uns Liegt ein ca. 27 Meter langer Traditionssegler an der Luvseite des Beckens, perfekt für uns! Vorsichtig tasten wir uns mit dem Klüver in Rufweite an die „Mars“. Der Skipper seht auch schon an Deck und beantwortet unsere Anfrage, ob wir längsseits können, positiv. Besser geht’s nicht J. Noch eine Volldrehung und wir gehen perfekt langsam und sicher längsseits. Jeder Handgriff sitzt! Klasse Crew!

Kurz danach kommt der Hafenmeister. Er wundert sich das wir so kurz vor dem Sturm noch unterwegs waren und meint wir seien definitiv das letzte Schiff das heute noch reinkommt. Wir legen noch doppelte Vorleinen und Springs aus, machen klar Schiff und dann sind erst mal die Hunde dran.

Recht müde machen wir uns auf den Weg zum Strand. Der stürmische Wind macht uns das gehen beschwerlich, aber die Hunde toben glücklich über den Strand und baden in der Brandung. Draußen sehe ich eine Yacht, von vielleicht 13 Meter länge, die unter Maschine schwer gegen Wind und Ebbstrom ankämpft. Eine Mann geht gebückt aufs Vorschiff und kniet beim Ankergeschirr nieder. Das Schiff scheint auf der Stelle zu stehen. Ich denke an den Hafenmeister der sich so sicher war das heute kein Schiff mehr ankommt.

Maja reißt mich aus meinen Gedanken, sie hat irgendwo einen Stock gefunden und jetzt ist erst mal spielen angesagt. Nach Lee bringe ich beachtliche Wurfweiten zustande. Wir gehen nach Osten zum Fahrwasser zwischen Vlieland und Terschelling. Draußen tobt jetzt schon die Brandung auf den Sandbänken, die sich langsam mit jedem Sturm verlagern wie Wanderdünen. Auf der einen Seite  kommen Dinge zum Vorschein die Jahrhunderte bedeck waren, auf der anderen Seite versinken neue Wracks im Sand.  Ich schaue wieder zu der Yacht. Sie scheint unter voller Maschiene ein Stück zurückgetrieben zu sein und kämpft fast unmerklich wieder langsam vorwärts. Wieder geht der Mann aufs Vorschiff…wie ein Fehler in der Matrix.

Inzwischen hat der Wind weiter zugenommen und wir torkeln nur so vor uns hin. die Hunde bekommen das Wind-Sandstrahlgebläse mit voller Wucht ab, das ist nicht gut, wir müssen vom Strand weg. Wir flüchten in einen schmalen Weg zwischen zwei Dünen. Dort wird es schnell besser. Kurz bevor uns die Sicht auf den Strand versperrt wird schaue ich nochmal nach der Yacht, – doch die ist verschwunden. Ich denke unwillkürlich an den Fliegenden Holländer. Wir gehen hinter den Dünen in der Abdeckung zurück zum Hafen. Inzwischen Weht es mit Sturmstärke und im Hafen bilden sich „Tratschwellen“ und fliegendes Wasser. Auch wenn die Hunde gerne noch mehr unternommen hätten…..wir müssen erst mal in die Koje.

Nachmittags strecken wir die Köpfe aus der Luke und sehen wie die Gischt über die Einfahrt getrieben wird. Inzwischen ist Hochwasser und die Einfahrtsmolen schauen nur noch ein paar Dezimeter aus dem Wasser, im Hafen fehlt nicht mehr viel zu „Land unter“. Der Hafen ist gut geschützt vor Seegang aber dem Südwestwind ohne Abdeckung ausgeliefert. Wir liegen mit dem Bug im Wind aber etwas weiter drinnen liegen alle Yachten quer zum Wind und haben zehn bis fünfzehn Grad Lage am Liegeplatz. Das sieht echt klasse aus 🙂 Ich klettere ein paar Meter in unseren Besanmast und versuche ein Bild zu machen…leider alles etwas verwackelt…der Wind macht es mir unmöglich die Kamera ruhig zu halten.

Abends erreichen wir das Windmaximum, es weht 2-3 Stunden mit satten 10Bft! Was gibt es schöneres als im sicheren Hafen so einen Sturm abzuwettern! 🙂

Bei unserem ausgedehnten Hundegutenachtspaziergang Suche ich meinen Fliegenden Holländer vergebens im Hafen. Nach  der obligatorischen Leinenkontrolle gehen wir ins Bett. Ich schlafe schnell ein und träume von dem Fliegenden Holländer der sicher wieder draußen auf die Sandbänke zurückgekehrt ist und den Goldschatz sucht der vielleicht von dem Sturm aus dem Sand gespült wird…..der Hafenmeister wusste das diese Yacht nie einen Hafen anlaufen wird…..aber das ist alles nur ein Traum…..